(ots) - Am 5. Dezember 2011 kommt die internationale
Gemeinschaft unter dem Vorsitz des afghanischen Präsidenten Hamid
Karzai zur zweiten internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn
zusammen. Bei der Außenministerkonferenz auf dem Petersberg soll über
die Zukunft des internationalen Engagements in dem zentralasiatischen
Land beraten werden. Reporter ohne Grenzen (ROG) sowie vier
afghanische Nichtregierungsorganisationen fordern die afghanische
Regierung und andere Teilnehmer der Konferenz dazu auf, der Wahrung
von Presse- und Meinungsfreiheit in Afghanistan in der Zusammenarbeit
einen höheren Rang einzuräumen.
Freie Medien und ein wirksamer Schutz von Journalisten seien eine
wichtige Voraussetzung für Frieden und Sicherheit in Afghanistan,
heißt es in dem gemeinsamen Appell von ROG, der "Nai Supporting Open
Media in Afghanistan", "Afghanistan Independent Journalists
Association" (AIJA), "Afghanistan National Journalists Union" und der
"Southern Asia Women's Association in Afghanistan". "Wie können
Korruption, wachsende Armut, Prostitution und Betrug wirksam bekämpft
werden, wenn Medien die Bevölkerung nicht darüber informieren?",
fragen die fünf Organisationen.
Zwar sei die heutige Medienvielfalt ein großer Fortschritt,
mehrere hundert Medien einschließlich privater Radio- und
TV-Stationen existieren in Afghanistan. Auf der anderen Seite erlebe
das Land am Hindukusch eine zunehmende Welle der Gewalt gegen Medien
und Journalisten. "Nie zuvor in der Geschichte Afghanistans hatten
die dort lebenden Menschen einen freieren Zugang zu Informationen",
erklären die fünf Organisationen. "Aber diese Fortschritte sind jeden
Tag bedroht", mahnen sie.
ROG und andere Medienorganisationen registrierten in den Jahren
von 2001 bis 2011 hunderte von Gewalttaten gegen Medienschaffende in
Afghanistan. Mindestens 16 Journalisten wurden in dieser Zeit
getötet. Die Taliban bleiben eine der größten Gefahren für
Journalisten und insbesondere für Journalistinnen. Mit massiven
Drohungen versucht die Terrorgruppe, Medienmitarbeiterinnen an der
Ausübung ihres Berufes zu hindern.
Daneben wenden Warlords, Drogenhändler sowie Vertreter der
Regierung und lokaler Behörden Gewalt gegen kritische und unabhängige
Pressevertreter an. In einigen Provinzen werden Medien und
Journalisten nahezu täglich von staatlichen Behörden bedroht.
Sicherheitskräfte nehmen Journalisten fest, beschuldigen sie der
Spionage und üben enormen Druck auf sie aus. Auch religiöse Gruppen,
die großen Rückhalt bei den Behörden genießen, tragen zu dem Klima
der Gewalt bei. So verurteilt der Rat religiöser Gelehrter in seinen
Erklärungen viel häufiger Journalisten und Medien als etwa
terroristische Gruppen, Warlords oder Drogenhändler.
Straffreiheit für Verbrechen gegen Journalisten ist das größte
Problem. Die meisten Gewalttaten bleiben ungesühnt, die große
Mehrheit der Morde unaufgeklärt. "Das Scheitern der afghanischen
Polizei und Justizbehörden, die Mörder festzunehmen und zu bestrafen,
weckt Zweifel an der Fähigkeit der Kabuler Regierung, internationale
Verträge und Konventionen einzuhalten", kritisieren die
Organisationen. Zudem biete das Schweigen von Präsident Karzai zu den
Verletzungen der Meinungs- und Informationsfreiheit in seinem Land
Anlass zur Sorge.
Lesen Sie hier den vollständigen Appell der fünf Organisationen in
englischer Sprache: http://bit.ly/ufW0Of
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