(ots) - Boykott abwenden
Bei allem Verständnis für Pakistans Bestürzung über die durch
einen NATO-Luftangriff getöteten 24 Soldaten: Mit dem Boykott der
Afghanistan-Konferenz reagiert das Land unverhältnismäßig. Es hätte
gereicht, die Nachschubroute über Karatschi für die ISAF-Truppen zu
blockieren, wie geschehen. Islamabad sieht sich nach dem Luftschlag
in seiner Souveränität verletzt. Regierungschef Yousef Raza Gilani
sollte sich aber vielmehr endlich fragen, ob Pakistans Umgang mit
Terroristen souverän ist.
Gerade weil die Taliban, Al-Kaida-Kämpfer und Anhänger des
Hakkani-Netzwerks von Pakistan aus Anschläge in Afghanistan
vorbereiten, ist die Absage an die Bonner Runde verheerend. Pakistan
spielt die Schlüsselrolle, wenn es um Krieg oder Frieden am
Hindukusch geht. Solange sich die Fanatiker in Pakistan im sicheren
Hafen wähnen, wäre die Übergabe der Verantwortung an afghanische
Sicherheitskräfte nach dem Truppenabzug zum Scheitern verurteilt.
In der Zeit, die bis zur so wichtigen Konferenz bleibt, müssen
Gastgeber Deutschland und die USA den Boykott noch abwenden. Die
Minister Guido Westerwelle und Hillary Clinton werden dafür ihr
außenpolitisches Gewicht in die Waagschale werfen. Ihr stärkstes
Argument lautet: Fällt Afghanistan wieder in die Hände der Taliban,
werden Pakistan und die gesamte Region auf Jahre destabilisiert.
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