(ots) - Staatsverschuldung auch ohne Bankenrettung "in
den vergangenen Jahren deutlich gestiegen" / "Wir wurden von der
Bundesregierung vor einem Jahr dazu aufgefordert, unsere
Griechenland-Bonds zu halten" / Heutiger Vorwurf der Spekulation "ist
unfair" / Trennung großer Banken in Investment- und
Geschäftsinstitute als "nicht zielführend" abgelehnt / Mehr
Transparenz im Derivategschäft gefordert
Andreas Schmitz, Präsident des Bundesverbands deutscher Banken
(BdB), wehrt sich gegen eine Stigmatisierung der Banken-Branche.
"Manche Banken haben 2008 ihre Staaten in Schwierigkeiten gebracht,
jetzt aber bringen manche Staaten ihre Banken in Probleme", sagte
Schmitz, der zugleich auch Vorstandssprecher der Privatbank HSBC
Trinkaus & Burkhardt ist, im Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse
Online' (Ausgabe 49/2011, EVT 1. Dezember). Selbst wenn man die
Bankenrettung herausrechne, sei die Staatsverschuldung in den
vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Schon 2007 hätten acht von 16
EU-Staaten die Schuldengrenze der EU überschritten. "Mich ärgert,
dass wir Banken es der Politik offensichtlich nicht recht machen
können."
Konkret wirft Schmitz den Regierungen vor, dass sie die Banken
quasi verplichtet hätten, zu Liquiditätszwecken Staatsanleihen zu
halten. "Wir wurden im vergangenen Jahr von der Bundesregierung dazu
aufgefordert, unsere Griechenland-Bonds zu halten. Es heute als
Spekulation zu bezeichnen, dass Banken stark in diesen Staatsanleihen
engagiert sind, ist unfair", beklagte sich Schmitz. "Zumal die
Staaten ja immer noch vorgaukeln, Staatsanleihen seien risikofrei."
Dass Banken die Bonds nicht mit Kapital unterlegen müssen, bedürfe
einer Reform, "aber dieses Thema blendet die Politik einfach aus.
Denn eigentlich wollen sie ja, dass Banken weiterhin die
Staatsschulden finanzieren. Das ist nicht schlüssig und nicht
ehrlich."
Von dem vieldiskutierten Vorschlag, Großbanken in Investment- und
Geschäftsinstitute zu trennen, hält Schmitz nichts. So seien in der
Krise 2008 sowohl Retailbanken als auch Universal- und
Investmentbanken in Schwierigkeiten geraten. "Das hatte nichts mit
dem Geschäftsmodell zu tun, sondern der Qualität des Managements",
urteilte der BdB-Präsident. "Von daher halte ich eine Aufspaltung für
nicht zielführend." Allerings müsse das Derivategeschäft
transparenter gemacht werden. Alle Geschäfte sollten über zentrale
Clearingstellen laufen, und es sollte ein Transparenzregister geben,
damit man wisse, wer wo und wie engaiert ist. Es sei aber
"Augenwischerei zu denken, die jetztige Krise könne durch eine
radikale Veränderung der Bankenlandschaft gelöst werden."
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