(ots) - Zinsen für Euro-Länder sind nicht
nachvollziehbar / USA, Großbritannien und Japan zahlen trotz höherer
Verschuldung geringere Zinsen / Gefahr einer Kreditklemme wächst
Eine Eurozone, in der alle 17 Mitgliedsländer einzeln auftreten,
macht sich nach Ansicht von Peter Bofinger, Mitglied des
Sachverständigenrats zur Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung, das Leben selbst unnötig schwer. Amerikaner, Engländer
und Japaner hätten eine höhere Verschuldung als Portugiesen und
Spanier, sagte Bofinger im Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse
Online' (Ausgabe 49/2011, EVT 1. Dezember). Trotzdem bekämen diese
Länder an den Märkten Geld für ein bis zwei Prozent. Die
Euro-Problemländer müssten wegen ihrer Uneinigkeit dagegen
unnötigerweise sieben Prozent oder mehr zahlen.
Von der Theorie einer Verschwörung der Angelsachsen gegen den Euro
hält Bofinger nichts. Vielmehr lasse sich die Reaktion der Märkte
ökonomisch erklären. "Die Anleger wissen, dass die Notenbanken der
USA, Englands und Japans große Anleihe-Ankaufprogramme fahren, durch
die sie die Rückzahlung der betreffenden Staatsanleihen
gewährleisten", erklärte er. Diese Bonds seien also zu 100 Prozent
sicher.
Ein Problem sei, dass derzeit einige negative Dinge zusammenkämen.
Von den Banken werde gefordert, dass sie Ihr Eigenkapital erhöhen.
Sie bekämen aber im gegenwärtigen Umfeld kein neues Eigenkapital.
"Die Europäische Bankenaufsicht verschärft das Problem jetzt noch,
indem sie fordert, Staatsanleihen müssten künftig ebenfalls mit
Eigenkapital unterlegt werden, was bisher nicht der Fall war",
stellte der Ökonom fest. Dadurch werde die Gefahr einer Kreditklemme
immer größer.
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