(ots) - Beschämend langwierig
Eine Lobhudelei auf die Empfehlungen des Runden Tisches Missbrauch
ist unangemessen. Was die Beteiligten nach mehr als
anderthalbjähriger Arbeit vorgelegt haben, ist das Mindeste für die
Opfer sexueller Übergriffe. Es ist beschämend, dass es erst der
Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche bedurfte, bis sich
Politik und Gesellschaft ausgiebig mit dem Thema befassten. Natürlich
ist es von unschätzbarer Bedeutung, dass endlich offen über das Thema
sexueller Missbrauch gesprochen wird. Natürlich steht außer Frage,
dass es mehr Hilfen für die Opfer geben muss. Und ja: Es ist
unverzichtbar, auf Vorbeugung zu setzen.
Das Problem: All das sind nur Empfehlungen. Um diese
auszusprechen, hat es anderthalb Jahre bedurft. Wie lange wird es
dauern, sie umzusetzen? Gerade erst hat der Bundesrat das vom
Bundestag beschlossene Kinderschutzgesetz gekippt, über das jahrelang
beraten worden war. Mehr Prävention sollte es geben: Familienhebammen
und eine bessere Vernetzung zwischen Ärzten und Jugendämtern. Alles
gute Ansätze, aber die Länder wollten noch einmal nachbessern. Das
riecht nach parteipolitischem Kalkül. Bei einem solchen Thema ist das
nicht nur beschämend, sondern zynisch. In der Zwischenzeit warten die
Opfer auf Entschädigungen und Hilfen, und missbrauchsgefährdete
Kinder warten auf vorbeugende Mechanismen. Den Empfehlungen des
Runden Tisches müssen jetzt endlich Taten folgen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207