(ots) - Frühlingslüftchen
Stärker als erwartet musste die russische Regierungspartei
Geeintes Russland bei der Parlamentswahl eine Schlappe hinnehmen.
Dabei hatte das im Wahlkampf allgegenwärtige Tandem Wladimir Putin
und Dmitri Medwedew vollmundig finanzielle und strukturelle
Verbesserungen in allen Bereichen versprochen.
Weil sich ein Negativtrend für Premier und Präsident schon in
Prognosen abzeichnete, griff man wieder zur Knüppel-Methode: Wähler
wurden massiv eingeschüchtert, Beamte geschmiert, Urnen präpariert,
Demonstrationen von Kremlgegnern brutal aufgelöst und erstmals die
Internetplattformen der letzten unabhängigen Medien und
Nichtregierungsorganisationen ausgeschaltet.
Sollte das Ergebnis der Regierungspartei trotzdem unter 50 Prozent
rutschen, hat Putin, der sich 2012 zum dritten Mal zum Präsidenten
wählen lassen will, ein Problem: Die Mehrheit vertraut dem
vermeintlich starken Mann nicht mehr. Von einem "russischen Frühling"
zu sprechen ist verfrüht. Doch ein Lüftchen ist spürbar: Ähnlich wie
in den arabischen Staaten haben in Russland die junge Generation,
Unternehmer, Kreative und Intellektuelle die Nase voll von
Verlogenheit und Stagnation.
Die nächsten Monate werden spannend. Ein "Weiter so wie bisher"
muss selbst ein Betonkopf wie Putin ablehnen, will er das Land in die
Zukunft führen. Vorausgesetzt, er erhält überhaupt eine Mehrheit in
der Duma.
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