(ots) - Friedliche Mehrheit
Eine 18-Jährige wird von ihren Brüdern aus der Wohnung ihres
Freundes verschleppt und ist nun spurlos verschwunden. Ein Vater
erschießt offenbar seine kleine Tochter, die nicht mehr zu Hause
leben will, auf offener Straße. Zwei Vorfälle in Norddeutschland im
Herbst 2011. Beide Male stehen Angehörige des jesidischen Glaubens
unter dringendem Tatverdacht.
Diese uralte Glaubensgemeinschaft wirkt auf Außenstehende
unnahbar, ja unheimlich: Ein Beitritt ist nicht möglich, nur durch
Geburt wird man Mitglied. Es gibt keine heilige Schrift, nur die
mündliche Überlieferung von Glaubenssätzen. Angehörige dürfen nur
innerhalb der Gemeinschaft heiraten. Wer aus dem Jesidentum
aussteigen will, wird mit Ächtung bestraft. Es darf nicht toleriert
werden, dass einige wenige fehlgeleitete Jesiden über das Leben
anderer bestimmen, aus pseudo-religiösen Motiven, die der
freiheitlich-demokratischen Grundordnung komplett entgegenstehen.
Diese Personen müssen mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln verfolgt
und bestraft werden.
Der Zentralrat der Jesiden hat sich von jeglicher Gewalt
distanziert und klargestellt, dass Ehrenmorde kein Teil dieser
Religion sind. Dies ist uneingeschränkt zu begrüßen. Er muss nun mit
der überwältigenden Mehrheit der friedlichen Anhänger seines Glaubens
dafür sorgen, dass diese Botschaft bei allen Jesiden ankommt.
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