(ots) - Angepriesen als Wundermittel für
Ertragssteigerungen und Waffe gegen den Welthunger, hat sich die
Gentechnik in der Landwirtschaft nach Erkenntnissen der neuen Studie
"The GMO emperor has no clothes" als das genaue Gegenteil erwiesen.
Der NABU hat den Report heute in Berlin vorgestellt. Er wurde von
verschieden zivilgesellschaftlichen Organisationen aus der ganzen
Welt zusammengetragen und ist eine Abrechnung mit den Versprechen der
Agrogentechnik-Industrie. "Tatsächlich steigert gentechnisch
verändertes Saatgut weder die Ernteerträge, noch bekämpft es den
Welthunger oder reduziert den Einsatz von Pestiziden", fasst die
prominenteste Autorin der Studie und Trägerin des alternativen
Nobelpreises Vandana Shiva das Ergebnis zusammen. Stattdessen habe
die Gentechnik weltweit zu einer Konzentration und Monopolisierung
des Saatgutmarktes in nie gekanntem Ausmaß beigetragen und trotz 30
Jahre Forschung und 13 Jahre kommerziellen Anbaus keine signifikanten
Ertragssteigerungen gebracht.
Im Gegenteil: Beikräuter, die gegen Unkrautvernichtungsmittel wie
Glyphosat resistent sind, nehmen zu. Diese Mittel werden zusammen mit
herbizidresistenten Pflanzen eingesetzt und führen zu
"Superunkräutern", die erhebliche ökonomische Schäden in den USA
verursachen. Die betroffene Fläche hat sich in den letzten vier
Jahren verfünffacht. Neun neue resistente Beikräuter traten in
Brasilien in den letzten Jahren auf. Als Folge wird nicht nur die
Dosierung von Glyphosat erhöht, es werden auch zunehmend giftigere
Pestizide in unübersichtlichen Mischungen eingesetzt. Nach den
Pflanzen entwickeln sich zunehmend auch Resistenzen bei Schadinsekten
wie dem Baumwollkapselbohrer, der eigentlich mit gentechnisch
veränderter Baumwolle bekämpft werden sollte.
Die Lobbyisten der Chemie- und Saatgutunternehmen, wie Monsanto,
Bayer & Co, sind weltweit in Zulassungsbehörden, den Agrarministerien
und ausgerechnet den großen Stiftungen vertreten, die den Hunger in
Afrika bekämpfen wollen. Dieses Konzept der "Revolving Doors" fällt
unter den Begriff Korruption. In den USA zahlen die
Biotechnologiekonzerne dreistellige Millionenbeträge an die
Kongressabgeordneten. In Europa oder Deutschland planen die
Biotechnologiekonzerne über eigens eingerichtete
Beratungskommissionen wie "Plants for the Future" oder den
Bioökonomierat millionenschwere Forschungsprogramme mit.
"Um millionenschwere Forschungs- und Entwicklungsförderungen
gentechnisch veränderter Pflanzen zu begründen, wird immer wieder die
Sicherung der Welternährung herangezogen. Dabei sind sich fast alle
einig, dass viel mehr robuste, regional angepasste und
bodenerhaltende Landnutzungskonzepte nötig sind", sagte
NABU-Gentechnikexpertin Steffi Ober. Gentechnik trage heute nicht zur
Welternährung bei, sondern fließe als Genmais oder Gensoja in den
Tank oder Futtertrog. Über 80 Prozent der Welternährung werde
tatsächlich durch Kleinbauern geleistet, die auf günstige low
input-Systeme statt auf teures Saatgut, Pestizide und Dünger
angewiesen sind. Mehr noch: "Studien beweisen, dass der ökologische
Landbau in Afrika die Erträge glatt verdoppelt und noch dazu zur
Sicherung der Bodenfruchtbarkeit beiträgt", so Ober.
Die vollständige Studie auf Englisch finden Sie unter
www.navdanyainternational.it.
Pressefotos und weitere Informationen sind erhältlich unter
http://www.nabu.de/themen/gentechnik/studien/14404.html
Pressekontakt:
Dr. Steffi Ober, NABU-Gentechnikexpertin
Tel. 030-284984-1612
E-Mail: Steffi.Ober(at)NABU.de