(ots) - Doppelt fragwürdig
Welch kuriose Paarung an Instinktlosigkeit: hier ein überführter
Hochstapler, da eine EU-Kommissarin, die ausgerechnet ihn zum
Botschafter freiheitlicher Moral kürt. Es war ein frappierender
Fehler, Karl-Theodor zu Guttenberg als Frontmann für das neue
Internet-Projekt zu engagieren. Schließlich steht der Franke nicht
gerade für Lauterkeit und Transparenz im Umgang mit Informationen,
sondern hat das Urheberrecht massiv verletzt.
Wer immer sich seinen Einsatz ausgedacht hat, hätte sich an zwei
Fingern abzählen können, dass Kritik aufkommen und die Brüsseler
Web-Absichten in den Hintergrund drängen würde. Dabei haben diese
eine Würdigung durchaus verdient - wenn auch eine kritische. Es
bringt die EU nicht voran, jemanden in aller Welt über die Kraft des
Netzes reden zu lassen. Es zählt nicht zu den Aufgaben der
Kommission, für eine solche Mission öffentlichkeitswirksam einen
Promi zu engagieren, ohne finanzielle Vergütung zwar, aber verbunden
mit erheblichen Reise- und Verwaltungskosten.
Dass zu Guttenberg den doppelt fragwürdigen Posten - einmal als
solchen, dann für ihn - annahm, zeigt erneut, wie sehr der Verlust
von Amt und Würden den einstigen Star getroffen hat. Ehrgeiz,
Eitelkeit und Ungeduld trieben ihn dazu, sein zweifelhaftes Buch so
früh auf den Markt zu bringen. Jetzt sammelt er schon wieder die
ersten Titel. Für weitere Ambitionen kann er sich gerne mehr Zeit
lassen als die "Wochen und Monate", von denen er gestern sprach.
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