(ots) - Keine Staatsaffäre
Im Jahr 2006 hat der heutige Bundespräsident Christian Wulff ein
viel beachtetes Buch veröffentlicht. Unter dem Titel "Besser die
Wahrheit" feilte er darin an seinem Image als Saubermann. Immer
wieder erhielt dieses Bild seither Kratzer. Einmal durch
Gratis-Aufenthalte in Villen wohlhabender Freunde, später durch die
Florida-Affäre und dann durch die generelle, zuweilen kritiklos
wirkende Bewunderung für die, die es "geschafft" haben: schwerreiche
Aufsteiger wie den Finanzberater Carsten Maschmeyer oder den Schrott-
und Schmuckunternehmer Egon Geerkens.
Der Vorwurf, den Landtag getäuscht zu haben, ist aber nicht
haltbar. Auf eine präzise Frage hat Wulff als Ministerpräsident
korrekt geantwortet. Er wurde nicht allgemein nach finanziellen,
sondern zunächst beruflichen, dann geschäftlichen Verbindungen
gefragt. Das Interesse galt Egon Geerkens, nicht dessen Frau. Wohl
niemand hätte auf dieser Basis und ohne Not Details eines privaten
Hauskaufs dargelegt.
Auf einem anderen Blatt steht, dass es für den Träger eines hohen
politischen Amtes unklug erscheint, sich eine halbe Million Euro
privat zu leihen. Zu abhängig wirkt der Geldnehmer dann von einer
Einzelperson, zu drängend stellen sich Fragen nach Verpflichtungen
abseits von Zinsen. Das gilt auch dann, wenn ein Prominenter Kredite
vermutlich gerne noch diskreter aufnimmt als andere Kunden. Im
Ergebnis hat Wulff das nötige Gespür klar vermissen lassen. Aber eine
Staatsaffäre sieht nach jetzigen Erkenntnissen anders aus.
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