(ots) - Ein Abzug, der keiner ist
Barack Obamas innenpolitische Widersacher werfen ihm vor, er gebe
mit dem Truppenabzug aus dem Irak eine strategische Position Amerikas
in der Region zum ungünstigsten Zeitpunkt preis. In der Tat haben die
Spannungen zwischen den USA und dem Iran nach dem Verlust einer
US-Spionagedrohne über iranischem Gebiet einen neuen Höhepunkt
erreicht. Der Iran wird bestrebt sein, das vermutete Machtvakuum zu
füllen, und sich dabei der schiitischen Kräfte im Nachbarland - auch
in der Regierungskoalition - zu bedienen. Auch die Terrororganisation
Al-Kaida dürfte in dem Abzug eine Chance sehen, im Irak wieder Fuß zu
fassen.
Obama und der irakische Premierminister Nuri al-Maliki wissen: Bis
auf Weiteres droht dem Irak ohne amerikanische Hilfe eine Eskalation
des Bürgerkriegs, und die USA können keinen Verlust des Irak
riskieren. So überrascht es nicht, dass die Amerikaner zwar
symbolisch gehen, faktisch aber bleiben: Rund 14 000 Angestellte von
Dienstleistungsunternehmen unter amerikanischem Kommando, viele davon
bewaffnete Paramilitärs, werden nach dem Jahreswechsel amerikanische
Interessen im Irak vertreten. Dasselbe gilt für die 1700 Diplomaten
und Berater, die bleiben werden. Außerdem rüsten die USA das
irakische Militär mit modernen, mit ihren eigenen Streitkräften
kompatiblen Waffensystemen aus.
Der US-Abzug ist also keiner. Obama könnte ihn sich weder
geostrategisch noch innenpolitisch erlauben.
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