(ots) - Mit der REACh-Verordnung hat die Europäische
Union (EU) das Chemikalienrecht grundlegend verändert. REACh steht
für Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von
Chemikalien. Damit hat das Regelwerk weitreichende Auswirkungen auf
viele industrielle Bereiche, die Chemikalien notwendigerweise in der
Herstellung ihrer Produkte anwenden. Dies gilt auch für die Galvano-
und Oberflächentechnik, die als wichtige Schlüssel- und
Querschnittstechnologie in vielen industriellen Prozessen
unverzichtbar ist. Die O&S 2012 vom 12. bis 14. Juni greift dieses
Thema auf und bietet lösungsorientierte Beratung für den Umgang mit
der verschärften Chemikalienverordnung.
Aufgrund der REACh-Verordnung laufen viele wichtige Stoffe der
Galvanotechnik wie Chromtrioxid oder Kobaltsalze Gefahr, in den
Anhang XIV aufgenommen zu werden, in der die zulassungspflichtigen
Stoffe aufgelistet sind. "Die EU will die Verwendung dieser
Chemikalien derart stark reglementieren, dass es einem
Anwendungsverbot gleichkommt", beklagt Christoph Matheis,
Geschäftsführer des Zentralverbandes Oberflächentechnik (ZVO),
Hilden.
Innerhalb der Galvanotechnik wird Chromtrioxid insbesondere für
die Verchromung eingesetzt, die wachsende technische und
wirtschaftliche Bedeutung hat. "Die Wertschöpfung, die sich aus
dieser Veredelung von Oberflächen ergibt, stärkt die
Wirtschaftsregion Europa und sichert die Wettbewerbsfähigkeit
europäischer Produkte", erklärt Dr. Uwe König, Geschäftsführer der
Deutschen Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik und
Geschäftsführer Technologie des ZVO. Zudem tragen Chromschichten
aufgrund ihrer tribologischen, antiadhäsiven und mechanischen
Eigenschaften - insbesondere die hohe Härte - wesentlich zur
Ressourcenschonung und Kohlendioxid-Minderung bei, indem sie die
Langlebigkeit von Produkten bewirken.
Wie wichtig die funktionelle Hartverchromung ist, zeigt die Liste
der Anwendungsbereiche, die vom Automobilbau und der Drucktechnik,
über Wellen und Lager für Kraftwerke, über Umwelttechnik, den Berg-
und Maschinenbau bis hin zur Hydraulik, Luft- und Raumfahrttechnik
sowie Medizin reicht. Mehr als 550 Betriebe in Europa sind in der
Hartverchromung tätig (davon etwa 25 Prozent aus Deutschland) und
erwirtschaften einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro.
Ein deutscher Automobilzulieferer hat umfangreiche Untersuchungen
zu alternativen Stoffen und Technologien durchgeführt, die Ergebnisse
sind eindeutig: "Es gibt keine alternativen Beschichtungsverfahren,
die die bisherigen Anwendungen auf Basis von Chrom(VI)-Prozessen
ersetzen könnten. Ein Verbot der Beschichtungsprozesse auf Basis
Chromtrioxid würde einen sofortigen Produktionsstopp bedeuten, das
heißt, es fährt kein Auto, LKW, Schiff, Flugzeug, Eisenbahn und es
dreht sich keine Generatorwelle."
Auch der Einsatz von Kobaltsalzen ist im Zusammenhang mit
galvanischen Korrosionsschutzsystemen unter der Verwendung von Zink-
und Zinklegierungsschichten mit nachfolgenden Konversionsschichten
essentiell. Diese Aussage gilt ebenso für Kobaltsalze als
Legierungsbestandteil zur Herstellung von Gold- bzw.
Zinn-Kobalt-Überzügen aus wässrigen Lösungen. Auch diese veredelten
Oberflächen gewinnen immer mehr an Bedeutung.
Schon heute haben die Branchenunternehmen umfangreiche
Umweltschutzmaßnahmen ergriffen, um ihre Mitarbeiter und die Umwelt
zu entlasten. Auch vor diesem Hintergrund erscheinen die Forderungen
der EU überzogen. Durch eine moderne Anlage zur Verchromung und durch
die geltende Gesetzgebung ist in Deutschland bereits jetzt die
Zielsetzung von REACh erreicht, die Arbeitssicherheit und den Schutz
der Umwelt zu gewährleisten. Auch im Bereich der Verwendung von
Kobaltsalzen ist durch die strenge Gesetzgebung in Deutschland weder
eine Gefährdung am Arbeitsplatz noch der Umwelt gegeben.
Der ZVO unterstützt die Aufnahme von Chrom- und Kobaltsalzen
nachdrücklich nicht. Sollte es dennoch dazu kommen, fordert der
Verband eine Ausnahme von der Zulassungspflicht - allein schon
aufgrund des großen Nutzens für Umwelt und Wirtschaft.
Wie es mit der REACh-Verordnung für die Galvano- und
Oberflächentechnik weiter geht, wird auf der O&S 2012 umfassend
thematisiert. Interessierte können ihre Fragen vorab über einen Link
auf der O&S-Website einsenden. Experten des VDMA und
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA),
Stuttgart beantworten die Anfragen und schlagen Aussteller vor, die
auf der O&S die entsprechenden Lösungen anbieten. Während der Messe
stehen die Experten des VDMA und Fraunhofer IPA auch an ihren
jeweiligen Ständen in Halle 9 für Fragen und eingehende Beratung zur
Verfügung.
Ansprechpartnerin für die Redaktion:
Katharina Siebert
Tel.: +49 511 89-31028
E-Mail: katharina.siebert(at)messe.de
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