(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über die
Ermordung des Journalisten Chadschimurad Kamalow in der Nacht vom 15.
auf den 16. Dezember 2011 in der russischen Teilrepublik Dagestan.
Der Gründer der unabhängigen Wochenzeitung "Tschernowik" und Direktor
des Verlagshauses "Swoboda Slowa" (übersetzt: "Redefreiheit") wurde
vor dem Hauptsitz des Unternehmens in der Hauptstadt Dagestans,
Machatschkala, in der Nacht des 15. Dezember gegen 23.30 Uhr
erschossen.
Augenzeugen zufolge sollen einer oder mehrere maskierte Männer
mehrere Schüsse auf Kamalow abgefeuert haben und anschließend in
einem schwarzen Lada geflohen sein. Am Tatort wurden offiziellen
Angaben zufolge 14 Patronen gefunden. Der Journalist starb in einem
Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus.
"Die russischen Medien haben einen führenden, unabhängigen
Journalisten verloren", erklärt ROG und fordert umfassende, zügige
und unabhängige Ermittlungen in dem Fall. "Die Behörden müssen den
Hinweisen nach einem wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen der Tat
und den beruflichen Aktivitäten des Opfers ernsthaft nachgehen", so
ROG. Die in Dagestan und in anderen russischen Regionen weit
verbreitete Straflosigkeit für Verbrechen gegen Journalisten sei
nicht länger hinnehmbar. "Der Mord an Chadschimurad Kamalow wird eine
große einschüchternde Wirkung auf dagestanische Journalisten haben",
warnt die Organisation.
Kamalow war bekannt für seine tiefgründigen, investigativen
journalistischen Recherchen und seine kompromisslosen Positionen.
Mutig griff er immer wieder sensible Themen wie Korruption,
gewaltsame Ausschreitungen von Polizei und Soldaten gegen Zivilisten
und die Praxis des "Verschwinden lassen" von Menschen auf. Die
Zeitung "Tschernowik" muss sich regelmäßig gegen juristische Klagen
und absurde Vorwürfe wehren. So wurde das Medium beispielsweise
beschuldigt, dagestanische Rebellengruppen zu unterstützen.
Mitarbeiter der Redaktion wurden zum Ziel von Hass- und
Schmierkampagnen.
Die Polizei hat bereits Ermittlungen in dem Fall eingeleitet. Nach
offiziellen Informationen ziehen die Behörden eine Verbindung
zwischen der Tat und der journalistischen Arbeit des Opfers in
Betracht.
Seit dem Amtsantritt von Wladimir Putin im März 2000 sind in
Russland mindestens 26 Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet
worden. Die große Mehrheit der Morde ist bis heute unaufgeklärt.
Insbesondere in den Republiken Dagestan, Tschetschenien und
Inguschetien herrscht ein Klima der Straflosigkeit, Selbstzensur ist
weit verbreitet.
Einen ausführlichen ROG-Bericht zur Lage der Medienfreiheit in
Dagestan finden Sie hier (von Oktober 2011): http://bit.ly/pR3DI9
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