(ots) - Weder Krieg noch Frieden
Wie lange müssen deutsche Soldaten im Kosovo noch ihr Leben
riskieren? Dazu sagte die Bundeskanzlerin gestern in Pristina kein
Wort. Leider. Seit mehr als zehn Jahren stehen NATO-Soldaten in dem
Krisenherd, doch noch immer sind die Sicherheits- und
Staatsstrukturen äußerst brüchig. Im Vergleich zu 1999 gibt es
Fortschritte, aber die fallen unterm Strich bescheiden aus.
Schließlich zählt das Kosovo zu den korruptesten und ärmsten Ländern
der Welt. Wie zu Zeiten der UÇK-Rebellen bestimmen kriminelle
Machenschaften und eine Kalaschnikow-Mentalität den Alltag. Von
Rechtsstaatlichkeit fehlt jede Spur. Von einem Aussöhnungsprozess
zwischen Kosovaren und Serben ist wenig zu sehen.
Daran trägt Belgrad vielleicht die größte Schuld. Doch das tiefe
Misstrauen der serbischen Minderheit im Kosovo gegenüber den
Kriegsgewinnern ist verständlich. Weder die Vereinten Nationen noch
die EU waren bislang in der Lage, ein Klima des Vertrauens zwischen
den Konfliktparteien herzustellen. Auch für die alten
Grenzstreitigkeiten ist keine Lösung absehbar. Im Kosovo herrscht
zwar längst kein Krieg mehr, aber auch kein Frieden. Zöge sich die
NATO aus dem Konfliktherd jetzt zurück, könnte in Pristina die
Versuchung groß sein, mit Waffengewalt Tatsachen zu schaffen. Deshalb
muss Europa großes Interesse daran haben, das Krisengebiet dauerhaft
zu befrieden. Dafür bedarf es Zeit, viel Zeit. Der Einsatz wird noch
Jahre dauern.
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