(ots) - Auch die Kritik muss integer sein
Schon klar: Für einen Bundespräsidenten gelten besondere
moralische Ansprüche. Das heißt aber umgekehrt, dass auch Vorwürfe
gegen ihn absolut integer sein sollten. Nicht immer war das zuletzt
der Fall. Das beginnt mit der Anfrage im Landtag. Aus dem Protokoll
geht klar hervor, dass ihr Anlass der Verdacht auf ein Gegengeschäft
war. Dessen vermutetes Motto: Familie Wulff macht gratis Urlaub, und
dafür wird Egon Geerkens ein Auftrag zugeschustert.
Davon blieb nichts übrig, aber die Kritiker setzten geschwind auf
ein anderes Pferd, dass Christian Wulff über einen privaten Gefallen
ohne ungebührliche Gegenleistung nicht offen gesprochen habe. Der
Vorwurf hatte damit 99 Prozent seiner Wucht verloren, die Empörung
blieb allerdings nahezu auf altem Level. Auch reflexartig ungeachtet
mehrerer persönlicher Erklärungen immer wieder die nächste zu fordern
ist nicht fair, sondern könnte als böses Spiel unendlich fortgesetzt
werden. Mediale Besonderheiten gab es ebenfalls. Nicht jede Wendung
war wirklich neu, zuweilen wurden alte Fakten lediglich anders
arrangiert und als Weiterung verkauft. Hinzu kommen böswillige
Gerüchte bis hin zu erwiesenen Verleumdungen, die in Berlin, Hannover
und Osnabrück die Runde machen. Beide Seiten sind also an Grenzen
gegangen. Der Präsident, indem er Gespür bei Kredit und Reisen
vermissen ließ; seine Kritiker, weil sie zu sehr in Eifer gerieten.
Mehr Augenmaß täte der Sache gut.
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