(ots) - Lob für das Krisenmanagement der Politik / "Das
Politiker-Bashing muss ein Ende haben" / Diskussion über Notfallpläne
für Euro-Zusammenbruch in höchstem Maße gefährlich / "Ein Ende der
Gemeinschaftswährung halten wir für ausgeschlossen"
Asoka Wöhrmann, Anlagechef der Fondsgesellschaft DWS, fordert von
der Finanzbranche mehr Geduld gegenüber der Politik. "Das
Politiker-Bashing muss ein Ende haben", sagte Wöhrmann im Interview
mit dem Anlegermagazin 'Börse Online' (Ausgabe 52/2011 / 01/2012, EVT
22. Dezember 2011). "Die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre haben
die Politik zu einem Crashkurs in Sachen Finanzmarkt gezwungen, und
auch wenn es etwas gedauert hat: Mittlerweile haben die Staatschefs
dazugelernt, allen voran Angela Merkel." Die Märkte hätten
schonungslos die Konstruktionsfehler der europäischen Währungsunion
offengelegt. Dies sei zwar momentan sehr unangenehm. Langfristig aber
gebe die Härte der Märkte den Politikern die Möglichkeit, den Euro
wetterfest für die Zukunft zu machen. "So gesehen ist der Markt
zurzeit Merkels bester Freund."
Die Diskussion um einen möglichen Zusammenbruch des Euro-Raumes
sieht Wöhrmann kritisch. "Das ist in höchstem Maße gefährlich", gab
der Anlagechef von Deutschlands größter Fondsgesellschaft zu
bedenken. "Denn allein die Vorstellung macht Anlegern Angst." Diesen
psychologischen Effekt dürfe man nicht unterschätzen. Für die DWS
sage er darum in aller Deutlichkeit: "Ein Ende der
Gemeinschaftswährung halten wir für ausgeschlossen." Wöhrmann warnte
davor, zu konkret für ein Auseinanderbrechen des Euro zu planen.
Sonst könne daraus eine sich selbst erfüllende Prophezeiung werden.
Alle großen Banken und Geldverwalter würden Wöhrmann zufolge dann
ähnlich handeln und auf diese Weise die Krise nur verschärfen.
Die mögliche Herabstufung deutscher Staatsanleihen durch die
Ratingagentur Standard & Poor's beeindruckt den DWS-Experten nicht.
"Wir haben das registriert, mehr nicht", sagte Wöhrmann. "Es war
unwichtig für uns." Der Verlust der Spitzennote "AAA" hätte seiner
Meinung nach kaum Konsequenzen für den Anleihemarkt. Das sei so, als
wenn sich die Finanzbranche einen neuen Dresscode geben würde.
"Anstelle eines Anzugs könnten zum Beispiel alle Shorts tragen. Sähe
witzig aus, würde aber zumindest eines nicht ändern: dass alle
ähnlich gekleidet sind."
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