(ots) - Im Fußball wird gern von Fairness gesprochen, der
Wert der Sportlichkeit gepredigt und entsprechenden Gesten der
Aufrichtigkeit gehuldigt. Es werden Fairplay-Preise verliehen - und
die Jury dürfte immer aufs Neue froh sein, wenn sie einen würdigen
Preisträger findet. Wenn der Fußball ein Spiegelbild des normalen
Lebens ist, wenn die dumpfe Gewalt auf den Rängen auch Ausfluss einer
gestörten Gesellschaft ist, warum sollte es auf dem Rasen anders
zugehen? Was echauffiert uns so über den Tritt des Jermaine Jones?
Gewiss: Es hat im Fußball stets Unsportlichkeiten gegeben. Es gibt
absurde Schwalben (einst Möller, jüngst Robben), üble Tritte,
Ellbogenschläge, fiese Nickeligkeiten und natürlich das hoch gelobte
"taktische Foul". Über Jahrzehnte wurde das Führungsspielertum
gepriesen, zu dem auch gehört, mal einen Gegenspieler über die Bande
zu grätschen, um sich "Respekt zu verschaffen". All' das wird es im
Kampfsport Fußball weiter geben. Aber der Jones-Tritt war keine
branchenübliche Gemeinheit, er war in seiner erkennbaren
Vorsätzlichkeit bar jeden Affekts ein übler Tritt gegen den Anstand,
einzig übertroffen noch von der Unfähigkeit, sich direkt anschließend
zu entschuldigen. Es hätte nichts verharmlost, aber es hätte sich
vielleicht das Gefühl eingestellt, dass da jemand reut und Buße tut.
Andererseits: Womöglich hätte ihn dann jemand für den Fairplay-Preis
nominiert.
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