(ots) - Der bedrängte Präsident
Tagelang hat Christian Wulff nur seine Anwälte reden lassen, nun
hat er endlich selbst eine knappe Erklärung abgegeben. Mit seiner
selbstkritischen Entschuldigung gewinnt der bedrängte Bundespräsident
aber lediglich ein wenig Zeit, mehr nicht. Das gilt auch für die
Entlassung seines langjährigen Pressesprechers Olaf Glaeseker.
Wulff war ein Getriebener, und er wird vorerst ein Getriebener
bleiben. Die Recherchen über sein Privatleben werden vermutlich
ebenso weitergehen wie die Forderungen an ihn. Ein Befreiungsschlag
sieht anders aus als eine Erklärung, die viele Fragen offenlässt.
Einen Schlussstrich gibt es noch nicht. Bei der Debatte geht es um
mehr als um den privaten Immobilienkredit und Vorteile, die
Unternehmerfreunde Wulff gewährt haben. Manche Medien und
parteipolitische Gegner haben großes Interesse an seinem Rücktritt.
Doch Jagdfieber fügt nicht nur Wulff, sondern auch dem Amt des
Bundespräsidenten generell Schaden zu.
Wulff selbst hat, wie er zu Recht einräumt, viele Fehler gemacht.
Immerhin: Seine späte Erklärung war ein geschickter Schachzug. Denn
nur so hat er sich die Möglichkeit verschafft, die mit hohen
Erwartungen befrachtete Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten von
den Vorwürfen gegen den Amtsinhaber zu trennen. Nun besteht wieder
die Chance, dass zum Fest nicht nur über Wulff, sondern auch über die
Inhalte seiner Rede gesprochen wird.
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