(ots) - Ein schaler Beigeschmack
Natürlich war der Massenmord an den Armeniern ein furchtbares
Verbrechen. Und selbstverständlich ist es höchste Zeit, dass die
Türkei dafür auch Verantwortung übernimmt. Der Zeitpunkt aber, zu dem
die Regierung unter Präsident Sarkozy ihr Herz für die Sache der
Armenier entdeckt, sorgt für einen schalen Beigeschmack. Schließlich
ist es nicht das erste Mal, dass diese Frage vor den französischen
Wahlen aufgerollt wird, um bei der starken armenischen Diaspora
Stimmen einzufangen.
So warnte selbst der Bruder des 2007 in der Türkei ermordeten
armenischen Journalisten Hrant Dink die Franzosen noch kurz vor der
Abstimmung davor, das historische Leid seines Volkes politisch zu
instrumentalisieren. Orhan Dinks Appell stieß in Paris aber auf taube
Ohren. Das wundert nicht: Mit den Folgen der Parlamentsentscheidung
müssen die in der Türkei lebenden Volksangehörigen leben und nicht
die Diaspora-Armenier und erst recht nicht die Franzosen.
In der Türkei hatte es gerade in letzter Zeit aber Anzeichen dafür
gegeben, dass sich in Sachen Vergangenheitsbewältigung einiges
bewegt. So hat sich Ministerpräsident Erdogan jüngst für das Töten
von rund 14 000 Kurden in den Dreißigerjahren entschuldigt. Mit dem
armenischen Staatspräsidenten Sarkissian vereinbarte er bessere
Beziehungen. Für beides ist er von türkischen Nationalisten geprügelt
worden. Die dürften jetzt wieder Oberwasser haben.
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