(ots) - Ziemlich uncool
Der Hacker-Angriff auf die US-Sicherheitsfirma Stratfor ist weder
klug noch irgendwie cool, wie etwa junge Computerfans meinen könnten.
Er offenbart vor allem ein erschreckendes Maß an Selbstgerechtigkeit
der Täter.
Die Anhänger der digitalen Bewegung Anonymous verstehen sich als
politische Aktivisten, die für moralisch hehre Ziele kämpfen. Dazu
zählen mehr Transparenz oder soziale Gerechtigkeit. Diese Ansprüche
spiegeln sich auch im Angriff auf Stratfor wider: Die Täter
überwiesen erbeutetes Geld in Robin-Hood-Manier zu wohltätigen
Zwecken.
Das Vorgehen kann aber nicht verdecken, dass die Hacker gegen die
selbst formulierten moralischen Maßstäbe verstoßen haben. Denn der
Angriff ist nicht zu rechtfertigen. Er hat keine nennenswerten
Missstände offenbart oder Delikte entlarvt. Es handelt sich um eine
schnöde digitale Straftat - wenn auch ideologisch verbrämt.
Sie wirft ein Schlaglicht auf ein größeres Problem der
Anonymous-Bewegung: Viele ihrer Anhänger verstehen sich als
Kontrolleure. Dabei entziehen sie sich selbst jeglicher
demokratischen Kontrolle. Anonymous handelt aus dem Dunkel des Netzes
heraus. Damit steigt die Gefahr von Fehleinschätzungen. Im Fall
Stratfor hat Anonymous zweifellos danebengelegen. Unerträglich wirkt
die Arroganz, mit der die Hacker ihr Opfer öffentlich verhöhnen. Wer
wirklich für etwas Gutes kämpft, hat das gar nicht nötig.
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