(ots) - Alle an einem Tisch
Scham spielt beim Thema Analphabetismus eine große Rolle. Sie
prägt den Alltag der Menschen, die nicht lesen und schreiben können.
Und sie lässt die Betroffenen, 7,5 Millionen Erwachsene sollen es in
Deutschland sein, unsägliche Mühen auf sich nehmen, Tricks und
Kniffe austüfteln, damit ihr Manko bloß niemandem auffällt. Mal eben
ein Formular ausfüllen, eine Mail an die Kollegen schreiben oder sich
durch den Schilderwald bewegen: für die meisten nicht der Rede wert,
für Analphabeten aber ein Albtraum.
Bildungsministerin Annette Schavan hat sich nun vorgenommen, den
Analphabetismus aus seiner Tabuzone zu holen. Ein guter Plan. Auch
dass sie hierbei eine "Strategie der Ermutigung" einsetzen, also
Betroffene durch Vorbilder bestärken möchte, ist ein konstruktiver
Ansatz. Er reicht aber nicht bis an die Ursachen heran.
Die meisten Analphabeten sind jung, gerade der Schulpflicht
entwachsen. Sie sind durchgerutscht und auf den hinteren Schulbänken
vergessen worden, sowohl von den Lehrern als auch von den Eltern,
denen es offenbar egal war, was ihr Kind kann und was nicht. Schavans
Strategie nimmt die Verantwortlichen nicht in die Pflicht. Wer ist
verantwortlich? Nur die Lehrer? Nur die Eltern? Die Bildungspolitik?
Bislang schieben sich alle den Schwarzen Peter zu. An einem Runden
Tisch müssen sämtliche Beteiligten Platz nehmen, wenn Schavans Plan
aufgehen soll.
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