(ots) - Anfang der Bescheidenheit
Dass Investoren winzige Zinsen oder gar "negative" Renditen
akzeptieren, wenn sie ihr Geld dafür in sicheren Häfen wähnen dürfen,
zeugt von größter Verunsicherung auf den Finanzmärkten. Und von neuer
Bescheidenheit: Nicht mehr die Mehrung von Vermögen, sondern dessen
bloßer Erhalt ist das beherrschende Motiv. Aktien gelten dazu nur
noch als bedingt oder gar nicht mehr geeignet. Gold scheint
angesichts des jüngsten und unerwarteten Preisverfalls keine so
stabile Anlage zu sein, wie von jenen erhofft, die zuvor die
Preisrallye mitverursacht haben. Die Staatsanleihe, einst Ultima
Ratio auf dem Markt, erleidet einen Vertrauensverlust, den kaum
jemand für möglich gehalten hätte.
Wenige Ausnahmen, skandinavische Länder etwa, aber auch
Deutschland, können sich mangels Alternativen für Anleger billigst
weiterverschulden. Aber dürfen sie sich darüber freuen? Sie sind nur
Inseln in einem Sturm des Misstrauens, dessen Ausmaß niemand kennt.
Die Unsicherheit wird nur dann schwinden, wenn Anleger wieder in
Staaten vertrauen. Vertrauen aber bekommt ein Staat nicht geschenkt.
Er kann es sich verdienen durch Verzicht. Aller Anfang ist
Bescheidenheit.
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