Warum er Weihnachten alleine blieb
(firmenpresse) - Es war die wichtigste Etappe seiner Reise, das Treffen mit der Mutter, am 23.12., ein Tag vor Weihnachten fand es statt. Auf dem Bahnsteig des Bahnhofs in Gießen traf der Obdachlose Max Bryan seine Mutter und erlebte eine Überraschung, als die Mutter ihm mitteilte, dass er Weihnachten nicht bei ihr verbringen könne.
(ddp tp) „Es ist schon erstaunlich, wie weit Vision und Realität manchmal auseinander gehen, wie groß der Graben zwischen diesen beiden Dingen ist“, eröffnet der Obdachlose Max Bryan seinen Bericht zu den Ereignissen des 23. und 24.12., der seit gestern online steht.
http://www.facebook.com/notes/max-bryan/14-etappe-gie%C3%9Fen-mom-weihnachten/326937690657486
Ein durch und durch ergreifender Bericht und wer geglaubt hat, dass mit dem Treffen der Mutter die Geschichte endet, liegt falsch. Es wäre wohl auch zu schön gewesen, ein Happy End, wie jeder es sich wünscht, nur sieht die Realität oft eben auch anders aus und die ist manchmal auch brutal. Während die Mutter nicht viel Zeit für den obdachlosen Sohn hat, sie müsse noch Weihnachtsgeschenke für ihre Enkelkinder kaufen, schläft der Obdachlose zu den Feiertagen auf den kalten Stufen eines Autohauses, am Rande der Stadt, der einzige Ort, wo er jetzt noch bleiben könne, sagt der von Pathophobie geplagte Wohnungslose.
Gießen ist der Ort, wo vor 22 Jahren „alles begann“, heißt es in einer Vorankündigung bei maxbryan.com.
http://www.maxbryan.com
Damals war die Mutter auf der Flucht und zwei Kinder blieben zurück. Einzelheiten dazu sind nicht bekannt, nur dass Max in einem Heim lebte, eben in dieser Stadt, in Gießen und später auch in Cleeberg und Bad Nauheim. Dort machte er Anfang der 90er seine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann und besuchte die Mutter regelmäßig an den Wochenenden. Für beide war die Welt damals noch in Ordnung. Erst Jahre später, als der Sohn anfängt zu schreiben und sich äußerlich mehr und mehr verändert, geraten beide immer häufiger aneinander, was im Verlust der Wohnung gipfelte.
Am 1. März 2010, dem Tag, als Max Bryan die Wohnung verlor, will Max seine Mutter angerufen haben, ob er nicht zu ihr kommen dürfe, nur für ein paar Tage, bis er eine neue Wohnung gefunden habe. Die Mutter lehnte ab, erst müsse er sich verändern, den Bart abschneiden und ordentlich und sauber zu ihr kommen, erst dann öffne sie ihre Tür für ihn.
20 Monate später, der Sohn ist inzwischen obdachlos, ist krank und schläft auf der Straße, wiederholt sich die Vergangenheit, denn auch jetzt, nach all diesen Vorfällen, will die Mutter die Tür für ihn nicht öffnen, wissen auch die Kollegen der Frankfurter Neuen Presse zu berichten.
http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/frankfurt/frankfurt-soll-sein-zuhause-werden_rmn01.c.9477453.de.html
„Vielleicht war ich zu voreilig, als ich sagte, dass Mom mich wieder haben will“, schreibt Max Bryan nun in sein Tagebuch bei Facebook.com. Demnach sei dieses „wieder haben“ an Bedingungen geknüpft. So müsse er seinen Bart abschneiden, erst dann könne er zu ihr kommen und genau das ist die Krux, denn der Wissenschaftsautor kann sich äußerlich erst dann verändern, wenn er die Vergangenheit bewältigt hat und sein zwanghaftes Schreiben gehört dazu. Dieser Bart sei so etwas wie ein „Zieltagsobjekt“, ein Instrumentarium, um die Dinge besser los lassen zu können, dann wenn er mal fertig ist mit schreiben.
Das Treffen mit der Mutter in Gießen sollte ein erster Schritt in diese Richtung werden. Gemeinsam wollte er mit ihr das Heim besuchen, in dem der damals noch minderjährige Max Bryan lebte und Max hoffte auf entscheidende Impulse zur Aussöhnung auch von seiner Mutter. Die aber hatte nur wenig Lust auf die Suche nach dem Heim zu gehen, in dem Max damals lebte und beschwert sich, dass der Obdachlose nichts vorbereitet hatte.
Schon unfassbar, da fährt der arme Kerl 1000 km zu seiner Mutter, um sich mit ihr auszusöhnen und dann das. Sie hat gar keine Lust „durch Gießen zu latschen“, wie es in dem Bericht heißt und Max ist enttäuscht, bleibt zurück, während die Mutter wieder Richtung Frankfurt fährt, irgendwo dort im Großraum der Main-Metropole soll sie ihr zu Hause haben, wo genau ist nicht bekannt.
Der Bericht ist sehr umfassend und beschreibt nicht nur das Treffen mit der Mutter. Die Schilderung der Ereignisse danach, wie Max zu Weihnachten wieder ins Heim muss und die Erinnerung an die Zeit vor 22 Jahren wieder auflebt, geht unter die Haut und belegt einmal mehr sein schreiberisches Talent.
Bryan spricht von Menschen, die sonst niemanden mehr haben, die Weihnachten allein wären, wenn es die Sozialstationen nicht gäbe. In dem Fall der CVJM Gießen, der mit einfachsten Mitteln zu Heilig Abend ein Weihnachtsfest für Obdachlose und Bedürftige organisierte und Bryan ging hin, lernte sogar jemanden kennen. Ein junges Mädel (Mitte 20) freundet sich mit dem bärtigen Bryan an und findet seinen Bart nicht wirklich abstoßend: „Der ist doch ganz hübsch“, soll sie zum Obdachlosen gesagt haben, der auf die Bemerkung hin rot wird im Gesicht.
Es bleibt ihm zu wünschen, dass auch er mal jemanden findet, der ihn so akzeptiert, wie er ist und wie er lebt.
„Schau her, ich bin hier und ich nehme Deine Hand und ich sehe nur Dich und sonst nichts um Dich herum!“.
Diesen wunderbaren Satz schrieb Max Bryan nachdem er in Dortmund, während der 9. Etappe seiner Radreise einen beinlosen Rollstuhlfahrer traf. Eine Passantin sprach den jungen Unfallgeschädigten an, ob sie ihm helfen könne und sie sah über all die Widrigkeiten hinweg und sah nur noch den Menschen selbst.
So etwas wünsche sich der Obdachlose Max Bryan auch und insbesondere von den Vermietern, die ihn zuletzt auch wegen seiner Wohnsitzlosigkeit ausgrenzten. Max Bryan wird nun weiter nach einer Wohnung suchen. In Frankfurt, Friedberg und Bad Nauheim will er sich in den kommenden Tagen mehrere Wohnungen anschauen und hofft auf den entscheidenden Glücksfall, der ihn aus der Obdachlosigkeit befreit.
Beverly Hoffmann für ddp themenportal
(Text frei)
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http://www.themenportal.de/vermischtes/max-bryan-tragischer-hoehepunkt-einer-reise-99256
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