(ots) - 2012 wird für die kommunale Wasserwirtschaft ein
außerordentlich wichtiges Jahr. Hierzu stellt Dr. Michael Beckereit,
Vize-Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), fest: "Auf
europäischer Ebene werden 2012 nicht nur wichtige Weichen für die
Wasserwirtschaft, sondern auch für den Verbraucher gestellt." Dafür
sorgt die Europäische Kommission mit ihrer sogenannten
Blueprint-Strategie. "Der Blueprint bietet die große Chance, dass
sich der Schutz für Wasserressourcen in Europa nachhaltig
verbessert", so Beckereit. Eine Gefahr sieht er allerdings in
europaweit einheitlichen Plänen zu Wassereinsparungen. Sie könnten
sich bis hin zur Waschmaschine und zum Duschkopf auswirken und damit
entscheidend in das Verbrauchsverhalten der Haushalte eingreifen, was
negative Folgen für die wasserwirtschaftliche Infrastruktur in
Deutschland hätte. Beckereit begrüßt daher erste Schritte, die
Brüssel auf die kommunale Wasserwirtschaft in Deutschland zugeht. Die
Besonderheiten des jeweiligen Landes sollen - so jüngste Aussagen der
Kommission und von EU-Parlamentariern - stärker berücksichtigt
werden.
Die für 2012 geplante Strategie für die EU-Wasserpolitik ist aus
Beckereits Sicht ein wichtiger Ansatz. Allerdings fordert er, "dass
die EU nur dort tätig wird, wo eindeutig Missstände zu erkennen sind.
Alle Mitgliedsstaaten einheitlich zu verpflichten Wasser zu sparen,
ist wasserwirtschaftlicher Unsinn." Schon heute kämpfen die
kommunalen Wasserversorger und Abwasserentsorger in Deutschland mit
zu geringen Durchflussmengen. Wenn noch weniger Wasser durch die
Leitungen flöße, würden durch technische und hygienische Probleme die
Kosten für die Netzinfrastruktur unnötigerweise in die Höhe
getrieben. Die Weiterentwicklung der europäischen Wasserpolitik durch
den 'Blueprint' könne nur gelingen, wenn die natürlichen und
infrastrukturellen Unterschiede entsprechend berücksichtigt werden,
sagt Beckereit. "Zudem ist der langfristige Schutz und die
nachhaltige Nutzung der europäischen Gewässer nur möglich, wenn alle
relevanten Politikfelder konsequent auf die wasserwirtschaftlichen
Belange abgestimmt werden. Hier gehören alle Beteiligten in ein Boot,
vor allem die der Agrar- und die Chemikalienpolitik." Die kommunale
Wasserwirtschaft sei in punkto Qualität, Versorgungssicherheit und
Nachhaltigkeit bestens gewappnet, so der VKU-Vizepräsident, "wenn man
ihr keine unnötigen gesetzgeberischen Steine in den Weg legt."
Deshalb müsse die EU-Politik die Wasserwirtschaft auch ganzheitlich
betrachten. "Es ist kontraproduktiv, wenn sich die Generaldirektion
Umwelt um eine nachhaltige Wasserver- und Abwasserentsorgung bemüht,
während gleichzeitig die Generaldirektion Wettbewerb die
kommunalwirtschaftlichen Strukturen der Wasserwirtschaft in
Deutschland immer wieder in Frage stellt", so Beckereit. Gerade
kommunale Strukturen stehen für Nachhaltigkeit, hier werden
notwendige Entscheidungen im Sinne der Bürger direkt vor Ort
getroffen und verantwortet.
Hintergrund Blueprint-Strategie:
Die Blueprint-Strategie ist das wichtigste umweltpolitische
Vorhaben der Europäischen Kommission im Jahr 2012. Mit der Strategie
soll das Ziel verfolgt werden, die Verfügbarkeit sauberer
Süßwasservorräte zu sichern und ihre Nutzung nachhaltig zu gestalten.
Dazu möchte die Europäische Kommission die Umsetzung des europäischen
Wasserrechts verbessern, die Berücksichtigung des Trinkwasserschutzes
in anderen Politikfeldern verstärken und Lücken im bestehenden
Wasserrecht schließen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der
quantitativen Verfügbarkeit von Trinkwasser, da in einigen
Mitgliedstaaten der EU zunehmend über Wassermangel geklagt wird.
Weitere Schwerpunkte der Strategie sind die Auswertung der
Bewirtschaftungspläne für die Flusseinzugsgebiete im Rahmen der
Wasserrahmenrichtlinie und die Analyse der Auswirkungen des
Klimawandels auf die Trinkwasserversorgung. Die Strategie ist Teil
der europäischen Anstrengungen zur Verbesserung der
Ressourceneffizienz im Rahmen der Europa 2020-Strategie.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt über 1.400
kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie,
Wasser/Abwasser und Abfallwirtschaft. Mit 236.000 Beschäftigten
wurden 2009 Umsatzerlöse von rund 94 Milliarden Euro erwirtschaftet
und etwa 8 Milliarden Euro investiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen
haben im Endkundensegment einen Marktanteil von 54,2 Prozent in der
Strom-, 67,7 Prozent in der Erdgas-, 76,3 Prozent in der
Trinkwasser-, 58,2 Prozent in der Wärmeversorgung und 12,8 Prozent in
der Abwasserentsorgung.
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