(ots) - Der Präsident hat die Optionen
Egal, wie man zu Wulff steht: Seine Nehmerqualitäten sind
beachtlich. Um jede Doppeldeutigkeit zu vermeiden, gemeint ist hier
das Stehvermögen, das der Bundespräsident bislang an den Tag legt,
obwohl er seit dem 13. Dezember 2011 einen medialen Nackenschlag nach
dem anderen kassiert.
Derzeitiger Höhepunkt sind die Aufarbeitung des Drohanrufs beim
Chefredakteur der "Bild"-Zeitung und Wulffs weiter gehender
erfolgloser Interventionsversuch beim Springer-Chef.
Dies zeigt eines überdeutlich: Beim Staatsoberhaupt liegen die
Nerven blank. Vom oft gehegten Sonnyboy zum Prügelknaben des
meinungsmachenden Boulevard-Blatts, das ist menschlich schwer
verkraftbar. Es rechtfertigt aber nichts. Wulff offenbart ein Macht-,
Selbst- und Politikverständnis, das ihn und sein Amt weiter
beschädigt.
Offensichtlich ist jetzt aber auch die Zeit der Moralisten und
Hinterbänkler angebrochen, die sogar Wulffs Rücktritt fordern.
Deutschland muss es wirklich gut gehen, dass es sich Debatten dieser
Art leistet.
Schaut man auf die aktuellen Korruptionsvorwürfe gegen den
französischen Präsidenten Sarkozy, sollte ein Raunen durch das Land
gehen: ein Kredit, der dem Niedersächsischen Landtag noch immer
keinen Untersuchungsausschuss wert ist, mehr ist da nicht? Es wird
Zeit, dass Wulff vom Getriebenen wieder zum Handelnden wird. Der
zehnte Bundespräsident hat alle Optionen.
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