(ots) - Reumütigkeit und Demut
Knapp die Hälfte der Deutschen will Christian Wulff nach einer
aktuellen Umfrage als Bundespräsident behalten. Dieser Anteil dürfte
nach dem als Befreiungsschlag gedachten Fernsehinterview wohl
steigen. Denn dort gab sich der Bundespräsident als Mensch, gestand
schwere Fehler ein, warb als Familienvater und Ehemann um Verständnis
für sein Handeln.
Reumütigkeit und Demut, damit punktet jeder. Dem Niedersachsen in
Berlin verschafft der fast beispiellose Auftritt ein wenig Luft, doch
macht er sich und sein Amt damit auch gewöhnlich und klein,
vielleicht zu klein. Gestattet sei der Hinweis: Bei allen Vorwürfen
gegen Wulff ermittelt immer noch kein Staatsanwalt. Die Liste der
Unzulänglichkeiten des ersten Mannes im Staate allerdings ist alles
andere als kurz. Sie hat zu einer beispiellosen Kluft bei der
Bewertung des Staatsoberhauptes in der öffentlichen und der
veröffentlichten Meinung geführt.
Mit dem unbedingten Ja zum Amt hat Wulff (s)einem politischen
Leben die weitere Richtung gegeben. Die Chance hat er verdient.
Weitere Entschuldigungen des Bundespräsidenten mag niemand mehr
hören. Die angeführte Lernphase vom Minister- zum Bundespräsidenten
trägt nicht mehr. Wulff hat seinen politischen Kreditrahmen
vollkommen ausgeschöpft. Noch ein Fauxpas, dann bleibt nur der Abgang
mit Anstand.
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