(ots) - Unbegrenzter Aufkauf von Staatsanleihen durch
die Europäische Zentralbank gefordert / "Eine besonders heikle Lage
wie jetzt bedarf auch besonderer Reaktionen" / Aktuelle Situation
"gefährlicher als nach der Pleite von Lehman Brothers" / Zwei bis
vier Prozent Inflation erträglich
Frank Hagenstein, Geschäftsführer des Sparkassenfondsanbieters
Deka, fordert von der Europäischen Zentralbank (EZB) mehr Engagement,
um die Situation im Euroraum zumindest vorübergehend zu beruhigen.
"Die EZB müsste meiner Ansicht nach noch viel mehr tun: unbegrenzt
Staatsanleihen aufkaufen - und zwar von allen Euro-Ländern - und den
Banken unbegrenzt Geld leihen", sagte Hagenstein im Gespräch mit dem
Anlegermagazin 'Börse Online' (Ausgabe 02/2012). "Wir brauchen in
Europa eine neue geldpolitische Lockerung, ein
Quantitative-Easing-Programm, wie es die amerikanische Notenbank Fed
in den USA macht." Die Märkte würden nicht mehr daran glauben, dass
Italien oder Spanien Anleihen auf einem zufriedenstellenden Niveau
platzieren könnten.
Hagenstein plädiert für eine pragmatische Herangehensweise. "Eine
besonders heikle Lage an den Finanzmärkten wie jetzt bedarf auch
besonderer Reaktionen. Ich halte die aktuelle Situation sogar für
gefährlicher als nach der Pleite von Lehman Brothers 2008." Parallel
zu entsprechenden Maßnahmen der EZB müsste Hagenstein zufolge der
Druck auf Italien, Spanien und andere Euro-¬Länder aufrechterhalten
werden, damit diese ihre Sparmaßnahmen umsetzen. "Ich halte es für
sinnvoll, dass der Internationale Währungsfonds (IWF), der die Spar-
und Reformvorhaben überwachen kann, mit an Bord ist."
Auch eine Phase mit höheren Preissteigerungsraten hält der
Deka-Experte für tragbar. "Ob wir vorübergehend zwei oder eher vier
Prozent Inflation haben, finde ich angesichts der drohenden
Alternativen nicht so entscheidend. Das muss man bei der Rettung
Europas in Kauf nehmen. Es gibt keine einfache Lösung der Krise
mehr." Hagenstein rechnet damit, dass sich die Situation noch
verschlimmert, bis die Politik wirklich reagiert. "Ich glaube, dass
es in kleinen Schritten vorangehen und immer wieder Rückschläge geben
wird. Bis diese Krise wirklich vorbei ist, dauert es sicher noch zwei
bis drei Jahre."
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