(ots) - Weitere Beziehungen zu umstrittenen Unternehmern
setzen Bundespräsident Christian Wulff unter Druck. Nach Recherchen
des ARD-Politik-Magazins MONITOR (Das Erste, 12.01.2012, 21.45 Uhr)
wurde dem niedersächsischen Landtag anscheinend ein weiteres Mal die
Wahrheit vorenthalten bezüglich persönlicher Kontakte des damaligen
Ministerpräsidenten Christian Wulff zu umstrittenen Unternehmern.
Auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Landtagsfraktion, wie
oft der ehemalige Ministerpräsident Kontakt mit dem Hamelner
Pleite-Unternehmer Ali Memari Fard gehabt habe, gab die
niedersächsische Landesregierung an, es habe nur zwei Kontakte
gegeben, einmal beim 50. Geburtstag des Unternehmers und einmal bei
der Einweihung einer Betonmühle.
Tatsächlich gab es aber nach MONITOR-Recherchen offenbar
mindestens einen weiteren, privaten Besuch Wulffs bei dem
Unternehmer. Im Jahr 2008 habe der damalige Ministerpräsident an
einem geselligen "Kochabend" in seiner Villa teilgenommen, teilte der
Gastgeber Ali Memari Fard MONITOR schriftlich mit.
Wulffs persönliche Nähe zu Fard ist vor allem deswegen
bemerkenswert, weil der Chef der Unternehmensgruppe Cemag mit seinem
10-Firmen-Imperium in den vergangenen Jahren Millionen an
Subventionen und Landesbürgschaften des Landes Niedersachsen erhielt.
Im Jahr 2009 eröffnete das Fard-Unternehmen ein Insolvenzverfahren.
Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt, unter anderem wegen
Insolvenzverschleppung und mehrfachen Betruges. Ali Memari Fard
begleitete Wulff in den Jahren 2006 bis 2009 fünf Mal auf
Delegationsreisen ins Ausland An dem privaten Kochabend in Fards
Villa haben nach Angaben des Unternehmers noch andere
Delegationsteilnehmer teilgenommen. "Es war ein lustiger Abend" sagte
Fard zu MONITOR.
Ein ARD-Video zeigt den vertrauten Umgang Wulffs mit dem
umstrittenen Firmenchef. Wulff spricht Ali Memari Fard mit Vornamen
an und lobt ihn als Vorzeigeunternehmer. Die Opposition im
niedersächsischen Landtag reagierte empört auf die neuerlichen
Enthüllungen. "Im Fall Geerkens ist verschleiernd geantwortet worden,
nun, im Fall Fard haben wir es mit einer eindeutig unwahren Auskunft
zu tun", sagte SPD-Fraktionsvoristzender Stefan Schostok. "Wir
drängen mit allen parlamentarischen Mitteln auf Aufklärung." Dabei
sei auch ein Untersuchungsausschuss nicht ausgeschlossen.
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