Die Fußball-Bundesliga startet in Kürze in die neue Saison. Vor diesem Hintergrund führte die Anlage-Trends.de-Redaktion ein Gespräch mit dem Sport-Experten der Unternehmensberatung Deloitte, Stefan Ludwig. Das Thema: Die ökonomische Entwicklung im Fußball-Business.
(firmenpresse) - Interview
Die Bundesliga ist wirtschaftlich so erfolgreich wie nie. Eine Überraschung für Sie?
Nein, nicht wirklich. Die Umsätze der Clubs sind auf 1,4 Milliarden Euro, natürlich durch den Medienvertrag getrieben, angewachsen. Da kann man den Vereinen nur großes Lob zollen. Was mich vor allem beeindruckt ist die Tatsache, dass offenbar mittlerweile alle 18 Bundesliga-Vereine ein positives Ergebnis nach Steuern erzielt haben. Das haben sogar noch 12 Clubs aus der 2. Bundesliga geschafft.
Wo sehen Sie vor dem Hintergrund dieser beeindruckenden Zahlen noch Steigerungspotenziale für die Liga?
Vorweg muss ich sagen, dass sich keine neuen Einnahmefelder für die Clubs auftun werden. Es gilt aber die vorhandenen Möglichleiten noch weiter zu nutzen. So ist die Stadionauslastung noch nicht optimal ausgereizt. Es gab hier noch ca. 20 Prozent freier Kapazitäten in der Saison 2006/07.
Was können die Vereine tun, um diesen "Schatz" zu heben?
Ich denke hier an Preisanpassungen auf einzelnen Feldern. So zum Beispiel im Hospitality-Bereich oder bei den hochpreisigen Sitzkategorien in den Stadien. Solche Preisanpassungen sind aller Regel aber nur dann durchsetzbar, wenn diese auch mit einem "Mehrwerteffekt" für die Kunden verbunden sind und die Nachfrage auch idealerweise das Angebot übersteigt.
Ist denn der deutsche und europäische Fußball-Markt nicht bereits gesättigt?
Das sehe ich ganz und gar nicht so, obwohl das einige mit steter Regelmäßigkeit seit zehn Jahren immer wieder behaupten. Vor allem auf dem Feld der medialen Rechte ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Ich denke hier vor allem an die neuen Medienbereiche Internet und mobile Kommunikation. Stichwort Europa: Hier gibt es in einigen Ländern noch einen Rückstau bei Stadionneubauten. Hier fallen mir zum Beispiel die Länder Italien, Frankreich und Spanien ein.
Wie sieht es im Bereich Sponsoring beim Profifußball aus?
Als Marketinginstrument ist es sowohl bei Unternehmen als auch bei den Verbrauchern hoch akzeptiert. Ich rechne in diesem Segment mit weiterhin positiven Wachstumsraten.
Sind diese auch in der TV-Vermarktung zu erreichen?
Schwer zu sagen, aber eines steht jedenfalls fest: Künftig wird es die Unterscheidung zwischen TV und Internet nicht mehr geben. Es gilt nämlich "lediglich" ein Live-Signal zu vermarkten. Und wo dieses gesendet wird, ist dann zweitrangig. Die mobile Kommunikation kann in diesem Zusammenhang als interessantes Ergänzungsprodukt angesehen werden.
Ein Thema, was aktuell für großen Diskussionsstoff sorgt, ist die die Frage der Liga-Vermarktung. Wie halten Sie es mit den Spielarten Zentral- oder Einzelvermarktung?
Das Zentralvermarktungs-System sorgt für die größte Ausgeglichenheit innerhalb der Ligen, es wird eine Chancengleichheit zwischen den Vereinen hergestellt. So können zum Beispiel in der Bundesliga in aller Regel fünf Clubs um die Meisterschaft mitspielen. Die Einzelvermarktung kann dies nicht garantieren. Ein Blick nach Italien gibt hier Aufschluss: Schon mehrmals musste der Liga-Start dort verschoben werden, weil es kleinen Vereinen nicht gelang, bis zum Saisonstart einen TV-Vertrag abzuschließen. Solche Situationen dürften im bezahlten Fußball eigentlich nie auftreten.
Trotzdem wird immer wieder gerne gejammert: Die Bundesliga sei im europäischen Fußball nicht wettbewerbsfähig. Fiktion oder Wahrheit?
Ich kann diese These, die Bundesliga sei nicht wettbewerbsfähig, absolut nicht nachvollziehen. Mit ihren 18 Clubs generiert sie in Europa die dritthöchsten Einnahmen aller Ligen. Und die Clubs haben dabei noch weniger Spiele absolviert, als ihre Konkurrenten in den anderen Ligen Europas, bei denen 20 Mannschaften während einer Meisterschaftssaison antreten. Darüber hinaus gehören vier Bundesliga-Vereine zu den 20 umsatzstärksten Clubs in Europa. Vor diesem Hintergrund kann wirklich nicht von einer "Wettbewerbsverzerrung" die Rede sein.
Die 50+1-Regel, die im deutschen Profifußball die Mehrheitsverhältnisse bei den jeweiligen Clubs belässt, wird von einigen Vereinsvertretern als Hemmnis für Investoren gesehen. Verhindert diese Regel auch die "Wettbewerbsfähigkeit" der Liga?
Es liegt auf der Hand, dass potenzielle Investoren gerne als Mehrheitsgesellschafter im Verein auftreten möchten und bei wirtschaftlichen Themen mitreden wollen, schließlich haben sie ja viel Geld investiert. Bei der geltenden 50+1-Regel ist das für Investoren natürlich nicht möglich.
Wenn die Regel fällt, stehen die Investoren dann Schlange bei den Bundesligavereinen?
Das glaube ich eher nicht, denn zumindest Finanzinvestoren sind größtenteils skeptisch wie eine Deloitte Befragung der Private-Equity-Fonds in Deutschland ergab. Private Equity erwartet eine jährliche Rendite zwischen 20 und 30 Prozent. Diese erreicht ein Club nie. Dennoch gibt es insbesondere in der Bundesliga und der Premier League zahlreiche Clubs die Gewinne erwirtschaften. Letztendlich muss jeder Investor für sich selbst entscheiden, welche Ziele er mit einer Beteiligung verfolgt.
In der Liga wird zurzeit viel über Geld und Wettbewerb geredet. Wo bleibt denn bei alledem der Fan noch?
Er ist und bleibt der Mittelpunkt, er ist der eigentliche Kern des Fußballgeschäftes.
Interview: ATN/Dieter Hintermeier
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