(ots) - Zum Start der "Grünen Woche" fordern der Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), NABU, Forum Umwelt und
Entwicklung und Greenpeace einen sofortigen Einschlagstopp für alte
Laubwälder in öffentlichem Besitz. Zehn Prozent des öffentlichen
Waldes sollen auf zusammenhängenden Flächen aus der forstlichen
Nutzung genommen und rechtlich verbindlich als "Urwälder von morgen"
ausgewiesen werden. Nur so kann die von der Bundesregierung im Jahr
2007 beschlossene "Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt"
umgesetzt werden. Weniger als ein Prozent Wald steht in Deutschland
derzeit unter verbindlichem Schutz vor der Säge. Zum Vergleich: In
Brasilien sind 30 Prozent des Amazonas Urwaldes gesetzlich geschützt.
"In Deutschland beobachten wir, dass in den letzten zehn Jahren
zunehmend wertvolle Altbestände eingeschlagen werden, obwohl ihr
ökologischer Wert längst bekannt ist. Die Sonntagsreden der
Landesforstminister zur Verantwortung der Forstwirtschaft für die
Gesellschaft sind wenig glaubwürdig, wenn sie diese 'Urwälder von
morgen' je nach Haushaltslage den kurzfristigen Profitinteressen der
staatlichen Forstbetriebe opfern. Wir befürchten, dass sich die
Situation in Zukunft noch verschärft, wenn nicht schleunigst dagegen
gesteuert wird", kritisiert NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Bei der
Umsetzung der vor fünf Jahren beschlossenen "Nationalen Strategie zur
biologischen Vielfalt" versuchen einige Bundesländer zu tricksen:
Anstatt zusammenhängende Buchenwälder rechtlich verbindlich zu
schützen, summieren die Länder kleinste Flächen auf. So umgehen sie
die zusätzliche Ausweisung von Schutzgebieten. Dabei ist gerade der
Schutz zusammenhängender Waldgebiete wichtig für die Biodiversität.
Alte Buchenwälder sind wichtiger Beitrag zum Klimaschutz
"Alte Buchenwälder sind unsere Amazonas-Regenwälder. Bisher hat
die Bundesregierung jedoch nichts getan, um das schleichende
Verschwinden dieser ökologisch wertvollen Waldgebiete zu verhindern",
sagt Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace. "Gerade die
selten gewordenen Laubwälder sind für den Schutz des Naturerbes und
für das Klima von entscheidender Bedeutung." Mit der Anerkennung
alter Buchenwälder als Weltnaturerbe zeigt die UNESCO, wie wertvoll
und schützenswert sie sind - allerdings auf viel zu kleiner Fläche.
"Wir fordern Bundesumweltminister Norbert Röttgen,
Bundesforstministerin Ilse Aigner und die Ministerpräsidenten der
Länder auf, die teilweise mehr als 140 Jahre alten Buchen- und
Laubwaldgebiete so lange vor Sägen und Erntemaschinen zu schützen,
bis zehn Prozent des öffentlichen Waldes rechtlich verbindlich aus
der forstlichen Nutzung herausgenommen worden sind", sagt der
BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Die Bundesregierung muss Wälder, die
sich für die Ausweisung als Schutzgebiete besonders gut eignen,
ebenso erfassen wie die bereits geschützten Waldgebiete", so Weiger.
Alte Laubwälder beheimaten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und
sind wichtig für die Speicherung von Kohlenstoff. Dies gilt besonders
für geschützte und forstwirtschaftlich ungenutzte Buchenwälder. "Wir
brauchen diese Wälder zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zur
dynamischen Anpassung an den Klimawandel, zum Beobachten und Lernen
sowie zur Erholung und zum Wiederentdecken von Wildnis. Diese Gebiete
sind viel wertvoller als kurzfristige Einnahmen aus dem Holz- und
Brennholzverkauf", sagt Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forums
Umwelt und Entwicklung.
Rückfragen bitte an:
Martin Kaiser, Greenpeace, Tel. 0171 8780817, www.greenpeace.de
Heidrun Heidecke, BUND, Tel. 0173 606 2666, www.bund.net Jörg-Andreas
Krüger, NABU, Tel. 030 284 984 1600, www.nabu.de Laszlo Maraz, Forum
Umwelt und Entwicklung, Tel. 030 6781 775 89, www.forumue.de