(ots) - Zu Beginn der Internationalen Grünen Woche haben
der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der
Naturschutzbund (NABU) und der Deutsche Naturschutzring (DNR) den
Deutschen Bauernverband aufgerufen, sich für ein Ende des
besorgniserregenden Landschaftsverbrauchs durch den Verkehrs-,
Industrie- und Siedlungsbau einzusetzen. Zwar werbe der Bauernverband
unter dem Motto "Stoppt Landfraß" für eine Reduzierung des Verlusts
von wertvollen Böden. Allerdings stehe dahinter weniger das Anliegen,
flächenfressende Baumaßnahmen zu reduzieren, sondern vielmehr
Ausgleichsmaßnahmen für die Natur zu stoppen.
"Statt mit billiger Propaganda und falschen Zahlen die Kluft
zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu verstärken, muss der
Bauernverband endlich mit den Umweltschutzverbänden zusammenarbeiten,
um den für alle schädlichen Flächenverbrauch zu stoppen. Dabei sind
Mythen über die angebliche Einschränkung der Landwirtschaft durch zu
viel Naturschutz fehl am Platz. Die wahren Probleme im Siedlungs- und
Verkehrswegebau müssen gemeinsam benannt und energisch angegangen
werden", fordert NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Im Rahmen seiner Kampagne "Stoppt Landfraß" verweise der
Bauernverband immer wieder auf den angeblich erheblichen
Flächenverlust für die Landwirtschaft durch Ausgleichsmaßnahmen, die
bei Baumaßnahmen nötig werden. Tatsächlich gehen jeden Tag rund 90
Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland durch Gewerbe-,
Siedlungs- und Infrastrukturmaßnahmen verloren, das sind rund 31.000
Hektar im Jahr. Für Ausgleichsmaßnahmen wird jedoch nur ein geringer
Teil landwirtschaftlicher Nutzflächen herangezogen, sondern deutlich
mehr landwirtschaftlich ohnehin nicht genutzte, oder nicht nutzbare
Flächen..Ein Teil der Ausgleichsflächen könne zudem auch weiterhin
bewirtschaftet werden, betonen die Umweltverbände.
Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND): "Es ist zynisch und verlogen, wenn der
Bauernverband Ausgleichsflächen für den Naturschutz als Landfraß,
Flächenverbrauch oder Flächenfraß bezeichnet. Ausgleichsflächen sind
im Gegensatz zu asphaltierten oder bebauten Flächen Lebensräume für
viele Arten, sie erhöhen die Grundwasserqualität und die
Bodenfruchtbarkeit. Damit haben Ausgleichsflächen nicht nur für die
Natur sondern auch für die Landwirtschaft und die Menschen positive
Auswirkungen. Wir rufen den Bauernverband auf, seine
Landfraß-Kampagne umgehend zu stoppen und die wahren Verursacher des
Flächenverbrauchs, nämlich den Straßen- und Siedlungsbau zu
bekämpfen."
Der Bauernverband setze sich politisch dafür ein, dass
Ausgleichsmaßnahmen durch Geldzahlungen und sogenannte
"produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen" - wie Blühstreifen in
bestehenden Äckern - ersetzt werden. Aus Sicht der Umweltverbände
würde dies jedoch eine Schwächung des Naturschutzrechts bedeuten und
den weiteren Flächenverbrauch nochmals erleichtern.
DNR-Vizepräsident Hartmut Vogtmann: "Der Bauernverband muss
endlich gemeinsam mit Naturschützern den Flächenverbrauch durch
Verkehr und Baumaßnahmen stoppen, seinen Widerstand gegen eine
europäische Bodenrahmenrichtlinie aufgeben und für den Erhalt von
Grünland und eine artenreiche Kulturlandschaft eintreten."
Die Umweltverbände fordern:Statt Naturschutzflächen zum Sündenbock
zu machen, brauchen wir ein stärkeres Engagement der Bauernschaft
für den Naturschutz. Zahlreiche Bauern sind seit langem Partner des
Naturschutzes, bei der Landschaftspflege, der extensiven Bodennutzung
und bei der Regionalvermarktung. Es muss Schluss sein mit den
Schuldzuweisungen und endlich ein konstruktives Miteinander geben."
Hintergrundpapier "Fünf Mythem über den Flächenfraß"als pdf zum
Download unter:
http://www.nabu.de/downloads/NABU_Hintergrundpapier_Flaechenfrass.pdf
BUND-Hintergrundpapier zur Kampagne des Bauernverbands als pdf zum
Download unter: http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/naturschut
z/20120119_naturschutz_stoppt_landfrass_dbv.pdf
Originaltext vom NABU
Pressekontakt:
BUND: Dr. Heidrun Heidecke, Naturschutzreferentin, Tel.:
0173-6062666, E-Mail: Heidrun.Heidecke(at)bund.net bzw. Almut Gaude,
Pressereferentin, Tel.: 030-275964-64, E-Mail: almut.gaude(at)bund.net,
www.bund.net
NABU: Fachreferent Magnus Wessel, Tel.: 030-28 49 84 16 18 Email:
Magnus.Wessel(at)NABU.de
DNR: Generalsekretär Dr. Helmut Röscheisen, Tel. 0160 97209 108