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Rangliste der Pressefreiheit 2011 /
Aufstände in den arabischen Ländern verändern Rangliste stark. Wachsende Gegensätze in Europa

ID: 560255

(ots) -

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+++ SPERRFRIST: 25. Januar 2011, 00:59 Uhr +++

Rangliste der Pressefreiheit 2011:

Aufstände in den arabischen Ländern verändern Rangliste stark /
Wachsende Gegensätze in Europa

ZUSAMMENFASSUNG

25.01.2011 - Wie eng Demokratie und Medienfreiheit zusammenhängen,
zeigt die Rangliste der Pressefreiheit, die Reporter ohne Grenzen
(ROG) in diesem Jahr zum 10. Mal herausgibt. Sie spiegelt die
turbulenten Ereignisse des vergangenen Jahres wider, die die
Innenpolitik einzelner Staaten vor allem in der arabischen Welt
gravierend veränderten. Die Gegensätze zwischen den europäischen
Staaten verschärften sich weiter, am wenigsten frei sind die Medien
in Belarus und Aserbaidschan. Die USA fielen ab, nachdem die Polizei
die Berichterstattung über die Occupy-Proteste behinderte.

An der Spitze der Rangliste stehen nach wie vor europäische
Länder, am Ende Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan. Erstmals
besetzen auch afrikanische Länder vordere Plätze.

Die ROG-Rangliste der Pressefreiheit 2011 vergleicht die Situation
der Medien in 178 Staaten und Regionen vom 1. Dezember 2010 bis zum
30. November 2011.

+++ SPERRFRIST: 25. Januar 2011, 00:59 Uhr +++

25.01.2011 - Wie eng Demokratie und Medienfreiheit zusammenhängen,
zeigt die Rangliste der Pressefreiheit, die Reporter ohne Grenzen
(ROG) in diesem Jahr zum 10. Mal herausgibt. Die Liste spiegelt die
turbulenten Ereignisse des vergangenen Jahres wider, die die
Innenpolitik einzelner Staaten zum Teil gravierend veränderten.
Weltweit berichteten Journalisten über Aufstände, autoritäre Regime
antworteten mit systematischer Gewalt. "Es sollten nicht nur Proteste




im Keim erstickt, sondern auch Berichte darüber unterdrückt werden",
so ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske.

In vielen Ländern wurden 2011 deutlich mehr Journalisten
verhaftet, entführt oder geschlagen als in den vergangenen Jahren.
Für totalitäre Regime wurde die Kontrolle der Medien zur
Überlebensfrage. Ein Schwerpunkt der Gewalt waren die Straßenkämpfe
in den arabischen Ländern. Immer stärker rückten dort auch Blogger
und Bürgerjournalisten ins Visier der Behörden. Sie füllten Lücken,
wo konventionelle Medien zensiert und ausländische Berichterstatter
nicht zugelassen wurden. Die weltweiten Unruhen nur negativ zu
bewerten, greift nach Ansicht von Reporter ohne Grenzen jedoch zu
kurz: "Wenn Auseinandersetzungen langfristig zu mehr Demokratie
führen, kann das auch positive Folgen für die Pressefreiheit haben",
so Rediske.

AUFSTÄNDE IN DEN ARABISCHEN LÄNDERN

Zu welch unterschiedlichen Ergebnissen die arabischen Aufstände
geführt haben, zeigen exemplarisch Tunesien und Bahrein, die auf der
Rangliste weit voneinander entfernt stehen. Tunesien, wo im Januar
Diktator Ben Ali gestürzt wurde, verbesserte sich um 30 Positionen
auf Platz 134, obwohl auch das neue Regime eine unabhängige Presse
nicht bedingungslos akzeptiert. Bahrein dagegen, wo friedliche
Proteste brutal niedergeschlagen und zahlreiche Menschenrechtler
verhaftet wurden, fiel um 29 Positionen auf Platz 173.

Während Libyen (Platz 154) sich von Muammar al-Gaddafi befreite,
erlag Jemen (Platz 171) der Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern von
Präsident Ali Saleh. Die Zukunft beider Länder ist ebenso ungewiss
wie die Rolle, die Journalisten dort im weiteren politischen Leben
spielen werden. Das Gleiche gilt für Ägypten, das um 39 Positionen
auf Platz 166 fiel. Der seit Februar regierende Militärrat
verschärfte die bestehenden Notstandsgesetze, bei Protesten im
Februar sowie im November und Dezember gingen Sicherheitskräfte mit
unverhältnismäßiger Gewalt gegen Journalisten vor. Syrien, wo Zensur,
Überwachung und willkürliche Gewalt die Arbeit von Journalisten
nahezu unmöglich machen, fiel auf Platz 176.

ANHALTENDE GEWALT GEGEN JOURNALISTEN

In vielen Ländern scheint eine Kultur der Gewalt gegen die Medien
inzwischen tief verwurzelt zu sein. Solange die Verantwortlichen
dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wird sich daran wenig
ändern. Dies gilt für Mexiko (Platz 149) und Honduras (Platz 135)
genau wie für Pakistan (Platz 151), wo im vergangenen Jahr zum
zweiten Mal in Folge die meisten Journalisten weltweit getötet
wurden. In Somalia (Platz 164) ist die Situation im seit 20 Jahren
währenden Bürgerkrieg für Journalisten denkbar schwierig. Auch im
Iran (Platz 175) werden Medienschaffende seit Jahren verfolgt und
unterdrückt. Irak fiel wegen mehrerer Mordfälle um 22 Positionen auf
Platz 152.

EUROPA

Die Gegensätze zwischen den europäischen Staaten haben sich 2011
weiter verschärft. Während Finnland, Norwegen und die Niederlande
seit Jahren vorderste Plätze in der Rangliste einnehmen, fielen
Bulgarien (Platz 80) und Italien (Platz 61) deutlich zurück und
gehören mit Griechenland (Platz 70) zu den Schlusslichtern der EU. In
Bulgarien wurden Journalisten, die über Korruption und organisierte
Kriminalität berichteten, bedroht und gezielt angegriffen. In
Griechenland arbeiteten Reporter und Fotografen während der
Wirtschaftsproteste teilweise unter kriegsähnlichen Bedingungen.
Deutschland (Platz 16) nimmt weiterhin eine stabile Mittelposition
innerhalb der EU ein. Schwierig sind hier vor allem der Zugang zu
Behördeninformationen sowie der Schutz von Quellen und Informanten.
Ungarn rutschte von Platz 23 auf Platz 40 ab, weil die Regierung
durch neue Gesetze übermäßigen Einfluss auf die Arbeit der Medien
nimmt. Dass andere EU-Staaten dies lange Zeit kaum kritisierten, hat
die Glaubwürdigkeit der Union als Vorbild in Sachen Pressefreiheit
beschädigt. Großbritannien verschlechterte sich vor allem wegen der
Abhöraffäre bei News of the World von Platz 19 auf 28. In der Türkei
wurden Journalisten durch Ãœberwachung und Verhaftungen unter dem
Vorwand der Terrorbekämpfung massiv eingeschüchtert, wodurch das Land
auf Platz 148 abrutschte.

Der am schlechtesten platzierte Staat in Osteuropa ist Belarus
(Platz 168), wo Alexander Lukaschenko nach der brutalen
Niederschlagung von Demonstrationen im Dezember 2010 über 100 Blogger
und Journalisten verhaften ließ. Auch in Aserbaidschan (Platz 162),
das 2012 Gastgeber des Eurovision Song Contest ist, verschärfte die
Staatsmacht nach Straßenprotesten im Frühjahr die Überwachung der
Medien und des Internets. Präsident Ilcham Alijew gehört wie auch
Lukaschenko zu den Feinden der Pressefreiheit.

AMERIKA

Die USA fielen um 27 Positionen auf Platz 47, weil die Polizei die
Berichterstattung über die Occupy-Proteste behinderte. Innerhalb von
zwei Monaten wurden mehr als 25 Fälle bekannt, in denen Journalisten
verhaftet oder geschlagen wurden. Chile, wo die Polizei mit Gewalt
gegen protestierende Studenten vorging, fiel um 47 Positionen auf
Platz 80. Weitere Absteiger sind Brasilien (Platz 99), Paraguay
(Platz 80) und Peru (Platz 115). Journalisten, die über Korruption,
organisierte Kriminalität oder Umweltthemen berichten, riskieren dort
nicht selten ihr Leben.

ASIEN/PAZIFIK

In China (Platz 174) hat sich die Situation 2011 verschlechtert.
Nach den Protesten in der arabischen Welt hat das Regime die
Überwachung der Medien, insbesondere im Internet, verstärkt. In
keinem anderen Land sitzen mehr Journalisten und Blogger im
Gefängnis. Auch Hongkong fiel stark ab: von Platz 34 auf Platz 54. In
Vietnam (Platz 172) gerieten kritische Berichterstatter ebenfalls
immer stärker unter Druck und wurden zum Teil zu jahrelangen
Haftstrafen verurteilt. Birma hingegen konnte seine Position (Platz
169) nach den Reformen der vergangenen Monate etwas verbessern, wenn
es auch nach wie vor unter der autoritären Regierung leidet.

AFRIKA

Süd-Sudan ging nach seiner Unabhängigkeitserklärung im Juli 2011
als neuer Staat in die Rangliste ein. Als ehemalige Provinz eines der
am schlechtesten platzierten Staaten (Sudan: Platz 170) erreichte das
Land auf Anhieb einen bemerkenswerten 111. Platz. Niger verbesserte
seinen Platz (29) erheblich, während andere ihre Position merklich
verschlechterten: Uganda, wo Sicherheitskräfte nach den Wahlen im
Februar rigoros gegen Oppositionelle und unabhängige Medien
vorgingen, fiel um 43 Positionen auf Platz 139. Die Elfenbeinküste
fiel nach einem blutigen Machtwechsel, unter dem auch die Medien
stark litten, um 41 Positionen auf Platz 159.

DIE SCHLUSSLICHTER

Eritrea, Turkmenistan und Nordkorea nehmen auch in diesem Jahr
wieder die hintersten Plätze auf der Rangliste der Pressefreiheit
ein: Diktaturen, die keinerlei bürgerliche Freiheiten zulassen. Ihnen
folgen mit Syrien, Iran und China Länder, in denen das Regime nicht
nur gegen Journalisten mit brutaler Gewalt vorgeht. Zu den
repressivsten Staaten gehörten 2011 auch Bahrein (gefallen von Platz
144 auf 173) und Vietnam (gefallen von Platz 165 auf 172). Deutlich
verschlechtert hat sich die Situation zudem in Belarus (Platz 168,
2010: 154) und in vielen afrikanischen Staaten, darunter Dschibuti,
Malawi und Uganda.

DIE SPITZENREITER

An der Spitze der Rangliste stehen nach wie vor europäische Länder
wie Finnland, Norwegen und die Niederlande. Sie zeigen einmal mehr,
wie eng Demokratie und Pressefreiheit zusammenhängen und dass
Demokratie unabhängige Medien braucht. Unter die ersten drei ist in
diesem Jahr Estland aufgestiegen (2010: Platz 9). Mit Namibia und den
Kapverden sind zudem erstmals zwei afrikanische Länder unter den
ersten 20. Die größte Verbesserung innerhalb der Rangliste erreichte
Niger, wo sich die innenpolitische Lage nach den Wahlen im Januar
stabilisierte. Das Land stieg um 75 Positionen auf Platz 29.

Weitere Informationen zur ROG-Rangliste 2011 finden Sie unter:
http://www.reporter-ohne-grenzen.de/ranglisten/rangliste-2011/



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska
Pressearbeit
presse(at)reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 202 15 10 - 16
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Datum: 25.01.2012 - 00:55 Uhr
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