(ots) - Amerikanische Ideale
So spricht ein US-Präsident, der unbedingt wiedergewählt werden
will. Barack Obamas rhetorisch starke Rede zur Lage der Nation
verdeutlicht, dass er um sein Amt kämpft. Noch wichtiger ist: Der
erste schwarze Präsident im Weißen Haus bleibt der Vision treu, die
Spaltung der Nation zu überwinden. Bisher scheiterte er an diesem
erstrebenswerten Ziel. Amerika offenbart sich nicht nur politisch,
sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich als zerrissener
Staat. Obama will diesen Zustand nicht resignierend zur Kenntnis
nehmen. Er löst nun Fairness und Gerechtigkeit aus der Parteipolitik
und erklärt diese Werte zu amerikanischen Idealen. Das sind kluge
Gedanken zur besten Sendezeit im US-Fernsehen.
Obama beweist auch taktisches Gespür vor der Wahl im November.
Weil die Republikaner im Kongress die meisten seiner Vorhaben stur
abschmetterten, richtet sich der Präsident voller Elan an die
gebeutelte Mittelschicht. Jetzt gilt es, sie von seinem Programm zu
überzeugen - nicht die Konservativen auf dem Kapitolshügel. Die durch
die Tea-Party-Ideologie getriebenen Republikaner lehnen etwa höhere
Steuern für Millionäre nach wie vor ab.
Nach einem Sieg würden Obamas Hürden indes bleiben. Wenn er die
hohe Arbeitslosigkeit, die horrenden Schulden und die hartnäckige
Wirtschaftsmisere bekämpfen will, kommt es auf eines an: runter von
den Maximalforderungen, Kompromisse eingehen - und Amerika mit sich
versöhnen.
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