(ots) - Was wir den Opfern schulden
So etwas vergisst kein Mensch . . . Mit bewegenden Worten hat
Marcel Reich-Ranicki im Bundestag die Deportation der Juden aus dem
Warschauer Getto geschildert, ihren Gang in den Tod. Es war ein
erschütternder Bericht über massenhaftes Leid, eine würdige Rede zum
Holocaust-Gedenktag. Allein, schlechte Nachrichten begleiten das
Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
In die Trauer über die Opfer mischen sich Entsetzen und Wut:
darüber, dass mutmaßliche Rechtsterroristen jahrelang mordend durchs
Land ziehen konnten; darüber, dass im Kampf gegen Neonazis eklatant
versagt worden ist; darüber, dass jeder fünfte Deutsche einer
Untersuchung zufolge als latent antisemitisch einzuschätzen ist. Und
darüber, dass Rechtsradikale und Demokratieverächter Parlamente als
Forum nutzen dürfen, mit kräftiger Unterstützung des Steuerzahlers.
"Bislang haben Neonazis ein zu leichtes Spiel gehabt", sagt
Charlotte Knobloch vom Jüdischen Weltkongress. Dem ist nur
hinzuzufügen, dass sich das endlich ändern muss. Politiker,
Sicherheitsbehörden, Schulen, Kirchen, Gewerkschaften, Verbände und
letztlich jeder einzelne Bürger, alle müssen dazu beitragen, dass
Gewalt und Diskriminierung keine Basis finden. Wie notwendig dies
ist, zeigt auch der Umstand, dass 20 Prozent der unter 30-Jährigen
einer Studie zufolge mit dem Begriff Auschwitz nichts anfangen
können. Es ist ein Graus.
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