•Privatanleger sind gefordert Nachhaltigkeitsstandards kritisch zu hinterfragen
•Bundesregierung sollte Finanzbranche in neues Ressourceneffizienzprogramm einbeziehen
(firmenpresse) - Sankt Augustin bei Bonn, 31. Januar 2012 – Rohstoffinvestments sind bei Anlegern auch in 2012 beliebt. Nicht selten aber sind sie für erhebliche Umweltprobleme und sozialer Ausbeutung verantwortlich. Norbert Wolf, Geschäftsführer des ethischen Geldinstituts Steyler Bank, ruft Anleger dazu auf, Rohstoffinvestments im Einzelnen kritisch zu prüfen. Das in Kürze vom Bundeskabinett abzustimmende Ressourceneffizienzprogramm zur Vorbereitung auf die UN-Nachhaltigkeits-konferenz Rio+20 im Juni 2012 sollte aus seiner Sicht auch konkrete Regelungen für die Finanzbranche definieren, die indirekt erheblichen Einfluss auf die Rohstoffexploration habe.
Durch ihre positive Wertentwicklung seit 2002 galten Rohstoffinvestments in den vergangenen Jahren als Inflationsschutz und Gegenpool zu den Verläufen der Aktienmärkte. Private und institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Stiftungen und Lebensversicherungen investieren in großem Umfang in diese Anlageklasse. Nach einem Einbruch in 2011 prophezeien Finanzexperten für 2012 erneut Wertzuwächse. Insbesondere die Nachfrage nach Industriemetallen und Seltenen Erden boomt weiter. Gründe sind der zunehmende Bedarf für moderne Technologien, der globale Bevölkerungszuwachs auf heute sieben Mrd. und geschätzte 9,3 Mrd. in 2050 sowie ein zunehmender Pro-Kopf-Verbrauch in Schwellenländern wie Brasilien, China oder Indien.
Die Rohstoffgewinnung in großem Umfang, vor allem in Dritte-Welt-Ländern, führt in der Praxis immer wieder zu erheblichen Umweltproblemen und sozialer Ausbeutung. Abschreckende Beispiele sind der Coltanabbau im Kongo, bei dem Kinderarbeit an der Tagesordnung ist. Menschenrechtswidrige Umsiedlungen der einheimischen Bevölkerung, die Vernichtung von Ökosystemen und damit verbunden die Zerstörung der Lebensgrundlage der anrainenden Bevölkerung sowie hohe Raten an Arbeitsunfällen gehören zu weiteren Nachteilen. Geringe Abgaben, korrupte Eliten und die Möglichkeit, Gewinne in Off-shore-Zentren zu deklarieren, führen zudem dazu, dass die Entwicklungsstaaten selten angemessen an den Rohstofferlösen beteiligt werden. Die Ressourcen sind zudem endlich. Weltweit werden heute jährlich annähernd 60 Mrd. Tonnen Rohstoffe verbraucht, fast 50 Prozent mehr als vor 30 Jahren, mit steigender Tendenz.
Norbert Wolf, Geschäftsführer der Steyler Bank sieht hier Handlungsmöglichkeiten für die nachhaltige Investmentbranche und ethisch denkende Anleger. „Voraussetzung für das Investment in rohstoffbasierte Investments sollten die eindeutige Nachvollziehbarkeit der Herkunft sowie die Einhaltung von sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitskriterien beim Abbau und bei der Verarbeitung sein.“ Auf deutschen Anlegermessen habe die Präsenz von Rohstoffunternehmen mit teils fragwürdigen Praktiken inflationär zugenommen – insbesondere von internationalen Bergbau- und Minenunternehmen. Hier sollte der Anleger Nachhaltigkeitsstandards kritisch hinterfragen und sich nicht allein von hohen Renditeversprechen leiten lassen. Private Anleger und professionelle Investoren sollten gezielt Investitionsmöglichkeiten auswählen, bei denen die nachhaltige Gewinnung von Rohstoffen, der sparsame Umgang und die Wiederverwertung im Mittelpunkt stünden. Bei Direktinvestments sollten Anleger die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen einsehen und prüfen, ob ein valides Nachhaltigkeitsrating vorliege. Die angewandten Kriterien der Ratingagenturen sollten dabei transparent nachvollziehbar sein. Bei Rohstofffonds und anderen rohstoffbasierten Finanzprodukten sollten Privatanleger zusätzlich prüfen, ob die Investoren Nachhaltigkeitsscreenings durchführen und sicher gehen, dass diese bevorzugt Unternehmen auswählen, die Mindeststandards im Hinblick auf Transparenz, Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechten einhielten. Zum anderen sollten sie sich erkundigen, ob die Investoren durch unmittelbares Engagement versuchten, Verbesserungen zu bewirken – beispielsweise durch Stimmrechtsausübung auf Hauptversammlungen oder persönlichen Dialog mit den Unternehmen.
„Als ethisch orientierte Bank begrüßen wir das Ressourceneffizienzprogramm des Bundesumweltministeriums“, so Norbert Wolf. Dieses wird von der Bundesregierung in Kürze abgestimmt in Vorbereitung auf die UN-Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 im Juni 2012. Hierin setzt sich die Regierung für den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise weltweit ein. Diese soll auch Entwicklungs- und Schwellenländern die Chance eröffnen, auf umweltschonende Weise, Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten zu erreichen. Die Regierung beabsichtigt eine Zusammenarbeit mit Partnerländern in europäischen und internationalen Gremien, um Extraktionsverfahren mineralischer Rohstoffe nachhaltiger zu gestalten. „Die Umsetzung muss auch die Finanzwirtschaft mit ganz konkreten Regelungen einbeziehen“, fordert Wolf. Mit einer Marktkapitalisierung von 22% der weltweit größten börsennotierten Unternehmen hätten Rohstoffunternehmen und Unternehmen der Öl- und Gasbranche enormen Einfluss auf internationale Geldströme, zumal neue Rohstoffvorkommen seit der ersten Finanzkrise vor allem über Wertpapieremissionen und nur noch in geringem Maß über Kredite finanziert würden, resümiert der Geschäftsführer des ethischen Geldinstituts.
Die Steyler Bank betreibt in Deutschland seit 1964 und in Österreich seit 2001 als Vollbank das gesamte Bankgeschäft inklusive der Stiftungsberatung. Besonderer Wert wird auf die ethische Anlagestrategie und Kundenberatung gelegt. Investitionen fließen nur in Wertpapiere, die festgelegten Kriterien hinsichtlich sozialer, kultureller und ökologischer Gesichtspunkte entsprechen. Mit ihren Erträgen aus dem Bankgeschäft sowie freiwilligen Zinsabtretungen und Kapitalschenkungen ihrer Kunden unterstützt das ethische Geldinstitut internationale Hilfsprojekte der rund 10.000 Steyler Missionare und Schwestern in circa 70 Ländern. Jährlich fließen zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro in diese Projekte.
Jürgen Welzel, Unternehmenssprecher der Steyler Bank GmbH
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