(ots) - IWV sollte bei Kreditvergabe an "Problemstaaten"
die Regie übernehmen / Lob für den neuen EZB-Chef Mario Draghi /
Expansive Geldpolitik der EZB berge aber auch Gefahren
Janwillem Acket, Chefökonom des Bankhauses Julius Bär, schlägt
vor, Euroland über den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu
sanieren. "Er hat das in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern
erfolgreich gemacht und sollte bei der Kreditvergabe an die
Problemstaaten die Regie übernehmen, verbunden mit entsprechenden
Auflagen", forderte Acket im Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse
Online' (Ausgabe 06/2012, EVT 2. Februar). Den Euro-Rettungsfonds mit
einer Banklizenz auszustatten, damit dieser sich bei der EZB
refinanzieren kann, lehnt der Volkswirt ab. "Stampft den
Rettungsfonds ein und stärkt lieber den IWF." Die Europäer müssten
sich den Hochmut abschminken, alles selber machen zu wollen. "Wenn
die Politik nicht mal in der Lage ist, Gipfelbeschlüsse umzusetzen,
sollte man die Sache besser dem IWF überlassen." Die Europäer sollten
sich seines Erachtens auf die Vermittlung von Knowhow konzentrieren,
etwa indem man deutsche Steuer-Experten in die Euro-Südländer
schickt.
Dem neuen EZB-Chef Mario Draghi stellt Acket ein gutes
Zwischenzeugnis aus. "Mario Draghi hat sehr viel frischen Wind
reingebracht", sagte der Ökonom. "Er hilft mit der extrem expansiven
Geldpolitik den Banken, die geforderten neun Prozent
Eigenkapitalquote zu erreichen. Mit dem billigen EZB-Geld können sie
sich sanieren, indem sie damit höherverzinsliche Staatsanleihen
kaufen, die nun doch nicht wertlos werden." Und die Regierungen der
Euroländer hätten wieder Käufer für ihre Bonds gefunden und könnten
sich refinanzieren.
Allerdings berge die expansive Geldpolitik der EZB auch Gefahren.
So habe sich die EZB-Bilanz in den vergangenen Monaten stärker
aufgebläht hat als die der US-Notenbank Fed. "Die Folge ist auch,
dass der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verloren hat - und
womöglich weiter abwertet", stellte Acket gegenüber 'Börse Online'
fest.
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