(ots) - Berlin, 02.02.2012 - Nach dem Schock folgt oft das
jahrelange Trauma - Opfer von Unfällen oder Gewaltverbrechen wie
Überfälle, Vergewaltigung, Kriegserlebnisse oder Terroranschläge
leiden mitunter jahrelang an den Spätfolgen des erlebten Traumas.
Dabei sind die sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen
mittlerweile gut behandelbar. Präventive Maßnahmen bzw. eine
therapeutische Akut- und Langzeitbehandlung könnte Leiden verhindern
oder lindern, wie Experten auf dem 36. Interdisziplinären Forum
"Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" der Bundesärztekammer in
Berlin berichteten.
An der Posttraumatischen Belastungsstörung erkranken je nach
Risikobedingungen im privaten und beruflichen Umfeld zwischen einem
und sieben Prozent der Bevölkerung im Lauf ihres Lebens. Diese Form
der Angststörungen ist nach Depressionen eine der häufigsten
psychischen Störungen in Deutschland. "Die Betroffenen sind
keinesfalls Schwächlinge oder hypersensible Menschen", betonte Prof.
Mathias Berger, Ärztlicher Direktor an der Uniklinik Freiburg. Ob
eine Posttraumatische Belastungsstörung auftritt, würde sowohl von
der Schwere und Häufigkeit von Traumata, aber auch von der genetisch
bedingten Disposition des Einzelnen abhängen. Nach einem Unfall oder
Verbrechen litten manche Menschen noch Jahre später unter
Posttraumatischen Belastungsstörungen. Holocaust-Überlebende könnten
sich häufig ein Leben lang nicht von dem Trauma erholen. Selbst nach
vielen Jahren oder Jahrzehnten könne die Stresserkrankung auch zum
ersten Mal noch auftreten, z.B. durch eine starke Erinnerung an das
Geschehene, wie man etwa bei Prozessen über lang zurückliegende
Verbrechen feststellen musste.
Bei traumatisierten Menschen sei der Körper in ständiger
Alarmbereitschaft, auch wenn objektiv keine Gefahr mehr besteht.
"Voraussetzung für eine wirksame Behandlung ist, dass Risikopatienten
nach einer massiven Angsterfahrung frühzeitig behandelt werden",
sagte Berger. Frühinterventionsprogramme mit mehreren
Behandlungssitzungen innerhalb von drei bis sechs Monaten hätten in
zahlreichen Studien ihre Wirksamkeit bewiesen. "Eine Chronifizierung
der akuten Angstsymptomatik könne dadurch verhindert werden",
erklärte der Experte. Bei länger zurückliegenden und besonders bei
komplexen Traumata seien aufwendigere psychotherapeutische Verfahren
nötig, zum Teil kombiniert mit einer psychopharmakologischen
Behandlung.
Prof. Dr. Gerhard Gründer vom Universitätsklinikum Aachen
erklärte auf dem Fortbildungskongress der Bundesärztekammer dazu,
dass Psycho- und Pharmakotherapien keine konkurrierenden Verfahren
seien, sondern in einem Gesamtbehandlungsplan integriert werden
sollten. Die Wirksamkeit einer Psychopharmakotherapie sei auch bei
posttraumatischen Belastungsstörungen klar belegt und ihre rasch
eintretende Wirkung oftmals wünschenswert.
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