(ots) - Ein Kommentar von Kai Schiller
An diesem Sonnabend ist es wieder so weit: Der HSV empfängt den FC
Bayern. Das Duell Nord gegen Süd ist wie immer ein Spiel Klein gegen
Groß, Arm gegen Reich, manch ein Hamburger würde sogar sagen: Gut
gegen Böse. Während der HSV einen Transferwert von 87 Millionen Euro
haben soll, wird der Wert der Münchner auf 360 Millionen Euro
taxiert. Unerwähnt bleibt lediglich, dass Bayerns Millionärstruppe
keineswegs ein mit viel Geld zusammengekaufter Haufen ist, sondern
ein mit viel Geschick und Geduld zusammengestelltes Team. Man darf es
amüsant finden, dass ausgerechnet der Rekordmeister, der für 50
Millionen Euro Arjen Robben und Franck Ribéry verpflichtet hat, an
dieser Stelle als ein auch für den HSV beispielhafter Bundesligaklub
gelobt wird. Vergessen sollte aber niemand, dass eben nicht diese
Fußballlegionäre, sondern fünf Nachwuchskräfte aus dem eigenen
Internat die wahren Leistungsträger des FCB sind. Während der FC
Bayern mit den Eigengewächsen Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm,
Holger Badstuber, Thomas Müller und Toni Kroos auch in Hamburg
startet, wird HSV-Trainer Thorsten Fink kein einziges Talent aus dem
eigenen Nachwuchs aufbieten. Der ehemalige Münchner muss die
Versäumnisse der Vergangenheit ausbaden, als der HSV zwar fast so
viel Geld für Talente wie der FCB investierte, die leitenden
Angestellten der Nachwuchsabteilung aber ähnlich häufig austauschte
wie die Trainer der Bundesligamannschaft. Seit vergangenem Sommer
leitet Bastian Reinhardt Hamburgs Talentschuppen, und wieder mal soll
alles besser und erfolgreicher werden. Eines ist tatsächlich anders:
Reinhardts Argumente klingen überzeugend. Ein Blick gen Süden würde
dem HSV trotzdem nicht schaden. Bayerns Nachwuchsarbeit ist
vorbildlich - und das darf man sogar am Vortag des
Nord-Süd-Klassikers sagen.
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