(ots) -
Einkommen, Hauspreise und Finanzierungsbedingungen erlauben in 15
der 16 Bundesländer eine Wohneigentumsquote von 50 Prozent oder
weitaus mehr. In Bremen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen
sind sogar drei von vier Haushalten in der Lage, ein ortsübliches
Eigenheim aus dem Bestand zu finanzieren. Am anderen Ende der Tabelle
steht Berlin, hier kann es nur rund ein Drittel schaffen. Aber auch
in der Bundeshauptstadt könnte die Wohneigentumsquote 20
Prozentpunkte höher sein, als sie es derzeit ist. In Bremen und den
neuen Ländern machen die Zusatzpotenziale sogar 30 bis fast 50
Prozentpunkte aus (vgl. Grafik). Das ergibt eine Analyse des Berliner
Forschungsinstituts empirica im Auftrag der Landesbausparkassen
(LBS).
Wie LBS Research mitteilt, hat empirica Einkommens-Daten des
Statistischen Bundesamtes mit Informationen aus seiner
Preis-Datenbank für gebrauchte Einfamilienhäuser aus dem ersten
Halbjahr 2011 verknüpft. Dabei ist der Wohneigentumserwerb im
jeweiligen Bundesland für die Berliner Forscher dann machbar, wenn -
bei einem Eigenkapital in Höhe eines Jahresnettoeinkommens - die
Finanzierungsbelastung von insgesamt 7 Prozent pro Jahr (für Zins und
Tilgung) 35 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht übersteigt.
Für die LBS-Experten gibt die vorliegende Übersicht über den
Anteil der Haushalte in den 16 Bundesländern, die sich Wohneigentum
leisten könnten, ein realistisches Bild ab. Zwar erfassen die
Rechnungen nicht zusätzliche Aufwendungen wie etwa die
Erwerbsnebenkosten (Grunderwerbsteuer etc.) oder auch
Modernisierungsinvestitionen beim Kauf von Gebrauchtimmobilien. Auf
der anderen Seite herrschen derzeit bei dem aktuell günstigen
Zinsniveau Finanzierungsbedingungen, die sogar noch deutlich unter
den empirica-Annahmen liegen. Zudem unterstellten die Forscher einen
Eigenkapitaleinsatz von deutlich unter 20 Prozent, der in der Praxis
meist überschritten wird.
Dass die Potenziale für die eigenen vier Wände nun schon seit
längerem so gut sind, liegt laut LBS Research daran, dass seit Mitte
der 90er Jahre in Deutschland die Zinsen stark gesunken sind,
zugleich aber die Hauspreise stabil geblieben und die Einkommen
insgesamt zumindest moderat gewachsen sind. Dabei wird in der Analyse
nach Bundesländern deutlich, dass im wirtschaftsstarken Süden wegen
der dort hohen Immobilienpreise nicht mehr so große Zusatz-Potenziale
vorhanden sind. So hat die Eigenheim-Affinität im "Ländle" dazu
geführt, dass die Wohneigentumsquote in Baden-Württemberg mit 49
Prozent nur sechs Prozentpunkte hinter dem von den Potenzialen her
möglichen Wert zurückliegt.
In den neuen Ländern dagegen schlägt sich nach Ansicht der
LBS-Experten durchgängig noch immer der enorme Nachholbedarf aus der
DDR-Zeit nieder. Von Mecklenburg-Vorpommern bis Sachsen und Thüringen
könnten eigene vier Wände nach der empirica-Rechnung wegen der
günstigen Erwerbsbedingungen um 32 bis 42 Prozentpunkte höher sein
als zur Zeit. Noch größere Potenziale errechnen sich nur noch für
Bremen, wo die Immobilienpreise im Vergleich der Stadtstaaten recht
günstig sind, aber das passende Angebot offenbar fehlt.
Auf Dauer, so die Einschätzung von LBS Research, wirken sich die
flächendeckend günstigen Bedingungen mit immer noch moderatem
Preisniveau und anhaltend guten Finanzierungskonditionen auch auf die
weitere Entwicklung der Wohneigentumsquoten aus. Dies werde auch
deutlich beim Wohnungsneubau, der im vergangenen Jahr mit einem Plus
von 20 Prozent gegenüber 2010 deutlich angesprungen sei und der weit
überwiegend im Wohneigentumsbereich stattfinde, verstärkt auch in den
Schwerpunkten der Wohnungsnachfrage.
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Dr. Ivonn Kappel
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