Die Insel Sziget ist immer wieder der Treffpunkt des größten Musikfestivals Europas. Doch Spaß hatten nicht nur die Rock- und Pop-Fans, auch die Veranstalter dürfen sich freuen - über florierende Umsätze. Das Eiland liegt übrigens im Norden von Budapest, im Stadtteil von Óbuda-Altbuda, ein Bezirk, in dem sich schon die Römer niederließen und aus dessen drei Orten Buda, Pest, Obuda Budapest entstand. Andreas Gulya, Osteuropa-Korrespondent der Anlage-Trends.de-Redaktion, hat sich auf dem Festival umgesehen und Buch geführt.
(firmenpresse) - Die Gründungsidee für das Festival war unspektakulär. Die Jugend wollte unter sich sein, Musik hören und Spaß haben. Eine Insel eignet sich für solche Anlässe naturgemäß ausgezeichnet. Hier konnte man sich "abschotten", preiswert Zelten und ohne Ende Spaß haben.
Auf Grund des andauernden Erfolges des Festivals, ist daraus ein florierendes Unternehmen entstanden. Denn nach den vorläufigen Zahlen machte Sziget in diesem Jahr einen Gewinn von rund 425.000 Euro. Hierbei muss man berücksichtigen, dass circa 425.000 Euro investiert wurden, um die Aufnahmekapazität der Insel um 5.000 Besuchern erhöhen zu können.
Für den Gewinn der Veranstalter sorgten 385.000 Besucher. Die Besucherzahl ist insofern beachtlich, da das Festival in diesem Jahr um einen Tag verkürzt wurde. Vor dem eigentlichen Ereignis veranstaltete man den "Tag des ungarischen Songs", der 50.000 Besucher anlockte. An diesem Tag spielte die Creme de lá Creme der ungarischen Popszene.
Diesen Event mitgerechnet, wird sich das Ergebnis der Sziget GmbH - Ausrichter des Festivals - nach EBITDA auf rund 1,1 Millionen Euro belaufen. Im Vorfeld verschlang die Veranstaltung Investitionen in Höhe von 11 Millionen Euro.
Károly Gerendai, Ideen-Geber und unermüdlicher Hauptorganisator des Festivals, nannte den diesjährigen Event als den bisher erfolgreichsten. Auch in diesem Jahr kamen nach den Ungarn die meisten Gäste aus Frankreich (11.000).
Die Besucher hinterlassen natürlich auch Spuren auf der Insel. Alleine die Reinigung dauerte zwei Wochen, im Anschluss muss der Austragungsort zum Teil neu aufgeforstet werden. Denn an einem Tag werden über 500 Kubikmeter Müll "produziert".
Insgesamt verbrauchte man in der Woche über 8.000 Kubikmeter Wasser, wegen der Hitze mussten sogar extra Wasserrationen unter den Besuchern verteilt werden. Das ungarische Parlamentsgebäude verbraucht diese Wassermenge in einem Jahr.
Aber was ist das, was seit 16 Jahren die Massen so fasziniert und anzieht? Musik ohne Ende, Rahmenprogramme, Essen und Trinken, Freiheit und die Liebe, also ein unbeschreibliches Feeling, das beinahe jeden in seinen Bann zieht.
Auf 13 Bühnen, ab 16 Uhr nachmittags bis um vier Uhr in die Morgenstunden, gibt es den Sound der Welt zu hören. Und auf der großen Bühne spielen die berühmtesten Bands. So zum Beispiel die "Ärzte" aus Deutschland und die legendäre englische Punkband "Sex Pistols", die nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder auftraten. Auch die amerikanische Top-Band R.E.M. gehörte unter anderem zum Staraufgebot des Festivals.
Rechtzeitig entdeckte auch die Politik die Insel für sich. Es galt als schick und volksnah, sich dort sehen zu lassen; keine Partei bildete eine Ausnahme - die Nachrichten berichteten dann von solchen Auftritten. Es kam hierbei zu mehr als grotesken Szenen. József Torgyán, im Opi-Alter, und seinerzeit Vorsitzender der konservativen Kleinlandwirtepartei und Minister für Landwirtschaft kam in weißen Schuhen und in einem schneeweißen Anzug.
Die Krönung seines Auftritts waren dabei seine sichtbar gefärbten Haare. Es war schon sehr schwierig, über das Outfit des ansonsten sehr wortgewaltigen Politikers nicht zu schmunzeln. Er ließ sich aber nicht beirren, und ging fröhlich auf der Insel spazieren, und redete mit jedem Hinz und Kunz, ob der nun wollte oder nicht.
Eine der bekanntesten Lachnummern, in einem Videokurzfilm festgehalten, der auch im Internet für Aufsehen sorgte, war der Auftritt von Monika Lamperth. Die Sozialistin bekleidete damals den Posten der Innenministerin. Auf ihrer "Tour" über das Festival besuchte sie auch das jüdische Zelt. Unentwegt versuchte sie dort orthodoxen Rabbinern, die Hand zu geben. Ohne Erfolg. Sie und ihre Mitarbeiter schienen mit einem Glaubensatz der orthodoxen Juden nicht vertraut zu sein, denn diese dürfen "fremden" Frauen nicht die Hand reichen. Die Lacher im Internet waren ihr sicher.
Bei so netten Anekdötchen freuen sich natürlich alle auf das nächste Sziget-Musikfestival. Alle werden dann natürlich wieder auf ihre Kosten kommen - einige gewinnbringend, das versteht sich von selbst.
(ATN/Andreas Gulya)
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