(ots) - Nanu, so kennt man Angela Merkel nicht. Meist war
die Kanzlerin behutsamer. Subtiler. Wenn sie auf die Wahlkampfbühne
von Nicolas Sarkozy springt und jede Zurückhaltung fallen lässt,
hätte das eine neue Qualität. Womöglich buchstabieren die beiden
Innenpolitik in Europa neu. Das Management in der Euro-Krise war
schon keine "nationale Angelegenheit" mehr. Könnte das eines Tages
auch für den Wahlkampf gelten? Angreifbar macht sie sich aber nicht,
wenn sie wie gestern mit Sarkozy ein Interview gibt. Man kann ihr
nicht vorwerfen, dass sie einem Konservativen hilft. Der springende
Punkt ist der Umgang mit Herausforderer Francois Hollande. Man muss
von ihr erwarten, dass sie ihn in Berlin empfängt, ihn nicht
schneidet, sondern dem Mann mit Respekt begegnet. Es wäre auch
opportun. Der Sozialist ist aussichtsreichster Bewerber für das
Präsidentenamt. Keiner kann voraussagen, ob Merkel über Grenzen
hinweg Wähler anzieht. Das ist Sarkozys Risiko. Sollte Merkel aber
den Wahlkampf aufmischen, wird demnächst jeder Konservative in Europa
sie anfordern. Die Kanzlerin muss aufpassen, dass sie sich nicht
überdehnt.
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