(ots) - Ausdrücklich unterstützt der NABU einen Antrag im
Bundestagsausschuss, die Zulassung des Pestizidwirkstoffs Glyphosat
auszusetzen und den weit verbreiteten Pflanzenkiller wissenschaftlich
neu zu bewerten. Die Risiken des auch bei Kleingärtnern beliebten
Pflanzengifts, das in Deutschland unter dem Namen "Roundup"
vertrieben wird, hat der NABU in seiner Broschüre "Glyphosat und
Agrogentechnik" zusammengestellt. Demnach belegen neue
wissenschaftliche Untersuchungen, dass die Risiken des
Glyphosateinsatzes seit Jahren unterschätzt werden.
So warnt der NABU vor erhöhten Gesundheitsgefahren für deutsche
Verbraucher vor allem durch den flächendeckenden Einsatz von
glyphosathaltigen Herbiziden in der Futtermittelproduktion in
Lateinamerika, Brasilien und den USA. Es gibt deutliche Hinweise,
dass die Glyphosatrückstände in Importfutter auf der Basis von
gentechnisch veränderter Soja steigen. "Viele Bürger wähnen sich auf
der sicheren Seite, weil sie denken, dass gentechnisch veränderte
Lebensmittel hierzulande verboten sind", erklärt Steffi Ober,
NABU-Referentin für Agro-Gentechnik. "Aber tatsächlich konsumiert
jeder Deutsche jedes Jahr durchschnittlich 60 Kilogramm gentechnisch
veränderte Soja über unsere Futtermittelimporte."
Der Bundestagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz behandelt auf seiner Sitzung am Mittwoch einen
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sowie einzelner
Abgeordneter, um ein Verbot des Glyphosateinsatzes zur
Abreifebeschleunigung (Sikkation) durchzusetzen. Ebenso unterstützt
der NABU die Forderung des Antrags, die Verwendung von
glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln in privaten Haus- und
Kleingärten schnellstmöglich zu unterbinden, sowie deren Verkauf über
Bau- und Gartenmärkte. "Der Antrag greift endlich unsere Forderung
auf, dass angesichts neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse eine
umfassende Neubewertung der Risiken von Glyphosat und
glyphosathaltigen Herbiziden dringend nötig ist", erklärt
NABU-Referentin Steffi Ober.
Dreiviertel der gentechnisch veränderten Kulturen weltweit sind
herbizidresistent und vertragen somit die mehrmalige Dusche mit
Glyphosat. Diese wachsen auf mehr als 100 Millionen Hektar weltweit
und werden mit über 600.000 Tonnen Glyphosat behandelt. Dazu trägt
auch der steigende Anbau für Bioenergiepflanzen bei. Ungeachtet der
hohen Aufwandmengen sind die Rückstandskontrollen für Glyphosat sehr
gering. Auf Pestizide wurden 2008/2009 in Deutschland rund 18.000
Proben untersucht, aber davon nur 0,2 Prozent an Importsoja. Dabei
importiert allein Niedersachsen, das Stammland der industriellen
Landwirtschaft, zur Fleischerzeugung jährlich fünf Millionen Tonnen
Soja, wovon das meiste gentechnisch verändert wurde. "Es ist eine
Schande, dass sich der niedersächsische Landwirtschaftsminister
Lindemann immer wieder in das Geschirr der Gentechniklobby spannen
lässt und sogar mit einem Millionen-Programm für mehr Akzeptanz der
Gentechnik bei Schülerinnen und Schülern wirbt", kritisiert
NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
In einer Branche, in der jeder Cent zählt, ist der Preis das
durchschlagende Argument: Gentechnisch verändertes Soja ist viel
billiger. So kostet gentechnisch veränderter Sojaschrot derzeit rund
400 Dollar pro Tonne, aber nicht gentechnisch veränderter Sojaschrot
bis zu 450 Dollar. "Doch der Markt bildet nicht den wahren Preis ab",
erklärt Steffi Ober. "Der Anbau von gv-Soja frisst sich ungebremst in
die letzten intakten Regenwälder in Brasilien, vertreibt die
Landbevölkerung in Paraguay und Uruguay und vergiftet die
Bevölkerung, die rund um die gigantischen Sojafelder lebt.
Studien zeigen, dass die Fruchtbarkeit des Bodens unter dem hohen
Glyphosateinsatz leidet und die Erträge bei Soja zurückgehen." Neben
den direkten toxischen Effekten gefährdet Glyphosat Flora und Fauna
indirekt. Mit der Wildkrautflora gehen Nahrungsquellen und
Lebensräume verloren, ein Effekt, der dramatisch unterschätzt wird.
Der TEEB Bericht(The Economics of Ecosystems and Biodiversity) gibt
erstmals dem Verlust der biologischen Vielfalt einen Preis und stellt
fest, dass die Erhaltung von Ökosystemen fast immer kostengünstiger
ist als alle Bemühungen, sie im Nachhinein wieder herzustellen.
Für Rückfragen:
Dr. Steffi Ober, NABU-Referentin Agro-Gentechnik, Tel. 030-284
984-1612
NABU-Broschüre "Glyphosat und Agrogentechnik": www.nabu.de/imperia
/md/content/nabude/gentechnik/studien/nabu-glyphosat-agrogentechnik_f
in.pdf Video "Krankheit, Unfruchtbarkeit und Tod" in Lateinamerika
durch Glyphosat: www.nabu.de/themen/gentechnik/anbauundfreisetzung/so
nstigenutzpflanzen/13327.html
Originaltext vom NABU
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