(ots) - Im Jahr der gesetzlich verpflichtenden Einführung
von Unisex-Tarifen im Versicherungsbereich herrscht bei den
Bundesbürgern großer Aufklärungsbedarf. Zwar weiß knapp die Hälfte
der Befragten um die grundsätzliche Existenz der gesetzlichen
Neuregelung zum Thema Unisex (48 Prozent), nur 41 Prozent von ihnen
glauben allerdings, selbst davon betroffen zu sein. Dies trifft
besonders auf die Umfrageteilnehmer mit einem formal hohen
Bildungsabschluss (Abitur, Studium) zu. Lediglich 36 Prozent der
Befragten planen, sich überhaupt intensiv mit dem Thema zu befassen -
obgleich hier deutliches Einsparpotenzial bestünde. Der Großteil der
Umfrageteilnehmer (52 Prozent) hat noch nie von der Einführung der
Unisex-Tarife gehört. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen
Meinungsumfrage, die das Meinungsforschungsinstitut forsa Anfang
Februar 2012 im Auftrag von AWD durchgeführt hat.
Hintergrund für die Umfrage ist ein Beschluss des Europäischen
Gerichtshofes (EuGH), der die Versicherungsgesellschaften dazu
verpflichtet, ab dem 21. Dezember 2012 geschlechtsneutrale Tarife,
sogenannte Unisex-Tarife, einzuführen. Von dieser Neuregelung
betroffen sind im Wesentlichen alle Arten privater Lebens- und
Rentenversicherungen (beispielsweise auch Berufsunfähigkeitsrenten,
Risikolebensversicherungen oder Pflegezusatzversicherungen), private
Krankenversicherungen und Kfz-Versicherungen. Für "Altverträge"
besteht Bestandsschutz.
"Die verpflichtende Einführung der Unisex-Tarife dient der
Gleichbehandlung von Mann und Frau", so Götz Wenker, Vorsitzender der
deutschen Geschäftsführung von AWD, und fährt fort: "Die Höhe der
Beitragszahlungen wird nach dieser Neuregelung geschlechtsneutral
berechnet. Am Beispiel der Risiko-Lebensversicherung ist dies klar
erkennbar: Bisher zahlen Frauen wegen der statistisch höheren
Lebenserwartung einen geringeren Beitrag als Männer. Durch die
Neuregelung wird der Beitrag für Männer und Frauen gleich - wobei es
für die Männer etwas günstiger wird, für die Frauen dafür etwas
teurer." Die Ergebnisse der forsa-Umfrage zeigen dagegen, dass 54
Prozent der Befragten der Ansicht sind, dass sich im Bereich
Risiko-Leben die Versicherungsbeiträge für Männer durch Unisex
erhöhen. Immerhin ein Viertel (25 Prozent) geht von derselben Annahme
ebenso für Frauen aus.
Trotz ihres relativ hohen Kenntnisstandes über die Einführung von
Unisex-Tarifen (48 Prozent) zeigt die forsa-Umfrage, dass
Verbrauchern bisher noch kein grundsätzliches Verständnis für die
damit verbundenen Zusammenhänge vermittelt wurde. Denn nur 41 Prozent
der Befragten glauben, selbst von den Änderungen in den einzelnen
Versicherungssparten betroffen zu sein. Nur etwas mehr als ein
Drittel der Teilnehmer wollen sich über die Neuerungen informieren.
Auffällig dabei ist, dass mit steigendem Alter der Befragten deren
Bereitschaft zur Information abnimmt. Sind es bei den 18- bis
29-Jährigen noch 46 Prozent, die sich über mögliche Einsparpotenziale
informieren möchten, so sind nur noch 22 Prozent der über 60-Jährigen
dazu bereit.
Von der Einführung der Unisex-Tarife ist jedoch letztlich jeder
Bürger betroffen. Für Einige kann es sinnvoll sein, noch vor dem
Stichtag notwendige Abschlüsse zu tätigen, in anderen Fällen kann ein
Abwarten sinnvoll sein. So wird beispielsweise die Private
Krankenversicherung (PKV) für Frauen günstiger werden. Die höhere
Lebenserwartung von Frauen ist für Krankenversicherer ein erheblicher
Kostenfaktor und gilt somit als Hauptursache dafür, dass die Beiträge
weiblicher Versicherter heute meist höher als die von Männern sind.
Die Unisex-Kalkulation verteilt diese Kosten gleichmäßig auf beide
Geschlechter, so dass viele Frauen ab dem 21. Dezember 2012 von
günstigeren Beiträgen profitieren können. Männer hingegen können noch
bis dahin zu den alten Bedingungen einsteigen und sich die
geschlechtsspezifische Kalkulationsgrundlage auch über den Stichtag
hinaus sichern. Zusätzlich gilt es zu beachten, dass im Bereich der
Krankenversicherung auch bei einem Abschluss in 2012 eine gesetzlich
verankerte Wechselmöglichkeit in Unisex-Tarife zu einem späteren
Zeitpunkt möglich ist.
Auf die Frage hin, inwieweit Versicherte wohl mit einer
Beitragssteigerung im Bereich PKV rechnen müssten, waren die
Antworten ausgewogen: 44 Prozent der Befragten sprachen sich für die
Männer, 33 Prozent der Umfrageteilnehmer für die Frauen aus. Ähnlich
fiel das Ergebnis im Bereich Kranken-Zusatzversicherungen aus: Hier
sagten 40 Prozent der Befragten eine Beitragserhöhung für Männer
voraus während 36 Prozent eine Beitragssteigerung für Frauen
erwarten.
In der repräsentativen Erhebung wurden Antworten von insgesamt
1.003 Teilnehmern bundesweit im Alter von 18 bis 50 Jahren mit
unterschiedlicher Qualifikation ausgewertet. Die Umfrage wurde vom
forsa-Institut, Gesellschaft für Sozialforschung und statistische
Analysen mbH, Anfang Februar 2012 durchgeführt.
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