(ots) - Als Ende 1997 Wissenschaftler in einer großen
Umfrage den Nationalstolz der Deutschen untersuchten, machten
begleitende Psychologen eine interessante Entdeckung: Die Werte
fielen signifikant höher aus, wenn die Interviewer ein gelbes T-Shirt
trugen. Es war das Jahr, in dem Jan Ullrich als erster Deutscher die
Tour de France gewonnen hatte. Das Jahr, in dem der junge Rostocker
zum nationalen Idol wurde. Und das Jahr, in dem - lange vor der
Fußball-WM 2006 - ein Sportereignis eine bis dahin unbekannte Welle
von unverkrampftem Patriotismus auslöste. Alles wegen Jan Ullrich.
Umso heftiger reagierte die deutsche Öffentlichkeit, als auch Ullrich
- wie fast alle Radprofis seiner Zeit - des Dopings überführt wurde.
Aus enttäuschter Liebe wurde schroffe Ablehnung. Dies allerdings
nicht erst durch das gestrige CAS-Urteil. Das Urteil des Publikums
war längst gefallen. Ernsthafte Zweifel an Ullrichs Verstrickung hat
es schon lange nicht mehr gegeben. Die persönliche Tragik des
gefallenen Helden: Jan Ullrich wurde mit der Ablehnung ebenso wenig
fertig wie zuvor mit dem Ruhm. Und niemand in seinem Umfeld half ihm
dabei.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion(at)waz.de