(ots) - Die Macht der Masse
Man stelle sich vor, die jungen Menschen wären nicht gegen Acta
auf die Straße gegangen. Vermutlich wäre das Antipiraterieabkommen,
das die Handschrift von Lobbyisten trägt, auch in Deutschland
durchgewinkt worden. Zehntausenden Demonstranten ist es zu verdanken,
dass es nicht so weit gekommen ist. Noch Anfang Februar hatte
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger erklärt, sie habe
Acta geprüft und keine Bedenken. Am Freitag, kurz vor den Demos, der
plötzliche Sinneswandel. Seltsam.
Möglicherweise wussten die meisten, die auf die Straße gegangen
sind, nicht genau, gegen was sie demonstrierten. Und vielleicht
störten sich viele tatsächlich nur daran, dass sie ihre Musik nicht
mehr kostenlos im Internet hören sollen. Na und? Wussten in den 80ern
die vielen Hunderttausend, die in Bonn gegen den NATO-Doppelbeschluss
protestierten, was sie da ablehnten, außer mehr Raketen?
Protest ist Ventil für das diffuse Gefühl, dass etwas schiefläuft.
So funktioniert Demonstrationskultur in einer Demokratie. Das
Internet macht es um ein Vielfaches einfacher, diesem Gefühl
gemeinsam Ausdruck zu verleihen. Ein Gewinn. Wer daher glaubt, die
notwendige Diskussion über die Zukunft des Urheberrechts und damit
des Internets ohne die Netz-Generation führen zu können, hat nicht
verstanden, wie mächtig diese mittlerweile ist. Es wird Zeit für Acta
2.0. Die Neuauflage darf nicht in irgendwelchen Hinterzimmern
ausgekungelt werden.
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