(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über die
Ausweisung der französischen Journalistin Anne Nivat aus Russland.
Die prominente Reporterin und Russlandkennerin hatte für ihr neues
Buch recherchiert und Gespräche mit russischen Oppositionellen
geführt. Am 12. Februar musste sie das Land verlassen.
Nivat war zehn Tage lang durch Russland gereist, bevor sie am 10.
Februar in Wladimir, einer Provinzstadt 200 Kilometer östlich von
Moskau, in ihrem Hotel in Gewahrsam genommen und mehrere Stunden
verhört wurde. Die Behörden annullierten Nivats Geschäftsvisum und
wiesen sie an, das Land innerhalb von drei Tagen zu verlassen.
"Besonders beunruhigend ist, dass die Beamten offenbar jede
Bewegung auf Nivats Reise genau verfolgten", so ROG. Dies deute auf
die wachsende Nervosität der Behörden vor den Präsidentenwahlen am 4.
März hin.
Nivat betont, sie habe bei ihren Recherchen in Karelien, einer
entlegenen Region im Nordwesten Russlands, mit Oppositionellen ebenso
gesprochen wie mit Vertretern der Kreml-Partei Einiges Russland. Die
42-jährige ehemalige Moskau-Korrespondentin der französischen
Tageszeitung Liberation war in den 90er Jahren durch ihre
Tschetschenien-Berichterstattung bekannt geworden. Weil ihr die
Akkreditierung verweigert worden war, hatte sie damals als Bäuerin
verkleidet in Tschetschenien recherchiert und darüber ein Buch
geschrieben.
Das politische Klima in Russland ist angespannt, seit die
Bevölkerung wiederholt gegen Wahlfälschungen protestierte und sich zu
den größten Demonstrationen seit dem Ende der Sowjetunion
versammelte. Die Medien schwanken zwischen Offenheit und Zensur.
Einerseits ließen führende kremltreue Fernsehsender zur besten
Sendezeit Regierungskritiker zu Wort kommen, andererseits wurden
kritische Journalisten entlassen.
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