(ots) - Eine Mehrheit der Libyer lehnt eine Trennung von
Politik und Religion ab. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen
Umfrage des angesehenen Instituts Oxford Research International in
Zusammenarbeit mit dem ZDF anlässlich des ersten Jahrestages der
libyschen Revolution. Demnach gehören für 49 Prozent der Libyer
Politik und Religion untrennbar zusammen. Nur 21 Prozent sind
komplett gegenteiliger Auffassung, sie plädieren für eine Trennung
von Politik und Religion. In diesen Zahlen spiegelt sich nach Ansicht
von Oxford Research International vor allem ein vom Islam geprägtes,
gesellschaftlich-moralisches und damit auch im politischen Raum
relevantes Wertesystem.
Relative Mehrheit für "starken Führer" Ein Plädoyer für einen
fundamentalistischen Gottesstaat lässt sich daraus nicht ablesen. So
geben nur 4 Prozent der Befragten an, sie wollten in Zukunft eine
Regierung aus muslimischen Religionsführern. Stattdessen wünscht sich
nur ein Jahr nach Beginn des libyschen Volksaufstandes eine relative
Mehrheit der Libyer wieder einen "starken Führer". Nur rund vier
Monate nach dem Tod von Diktator Muammar al-Gaddafi sprechen sich 29
Prozent der Libyer dafür aus, das Land solle künftig durch einen
"starken Führer" regiert werden. 21 Prozent plädieren für eine
Regierung aus Technokraten, aber ohne Politiker. 17 Prozent äußern
den Wunsch, dass der herrschende Nationale Ãœbergangsrat auch in
Zukunft das Sagen im Land haben sollte. Für eine Demokratie
westlichen Musters sind lediglich 6 Prozent.
Libyer blicken optimistisch in die Zukunft Für die repräsentative
Umfrage interviewte Oxford Research International zusammen mit der
Universität Benghasi 2087 Libyer aus allen Teilen des Landes. Die
Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung optimistisch in die Zukunft
blickt. Die große Mehrheit der Libyer sieht eine Verbesserung ihrer
persönlichen und wirtschaftlichen Lebenssituation und der Lage im
Land. Demnach sind 75 Prozent der Ansicht, die Lage im Land sei
besser als unter Gaddafi. Für 13 Prozent ist die Lage gleich
geblieben, und nur 12 Prozent sprechen von einer schlechteren Lage.
81 Prozent halten Revolution für "absolut richtig" Die Revolution,
die heute vor einem Jahr begann, bezeichnen 81 Prozent der Libyer als
"absolut richtig", weitere 15 Prozent als "überwiegend richtig" und
nur 2 Prozent als "absolut falsch". Vergleichsweise hohes Ansehen
genießt Deutschland in Libyen - und dass, obwohl die Bundesregierung
sich weder an den Luftangriffen beteiligte noch die entscheidende
Abstimmung im UN-Sicherheitsrat unterstützte. Besonders schlechte
Noten bekommen dagegen Algerien, Russland und China für ihre
jeweilige Rolle bei der libyschen Revolution. Deutschland konnte seit
dem Umsturz sogar an Sympathie zulegen. 39 Prozent der Libyer sagen,
das Ansehen Deutschlands habe sich verbessert und nur 10 Prozent, es
habe sich verschlechtert (gleich geblieben: 51 Prozent).
Das ZDF-"auslandsjournal" hat die Umfrage mit einem Kamerateam
begleitet und berichtet heute Abend, 15. Februar 2012, ab 22.15 Uhr
ausführlich. Weitere Umfrageergebnisse gibt es im Internet unter
http://auslandsjournal.zdf.de. Sie können unter Verweis auf "Oxford
Research International" und das ZDF zitiert werden.
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