(ots) - Eine Frage der Rücksicht
Kein Zweifel, Kinderlärm kann belastend sein. Niemand hat die
Pflicht, das Geschrei der Kleinen toll zu finden. Eine andere Frage
ist aber, welche Rücksicht die Gesellschaft auf diese Haltung nehmen
muss. Das war bisher in erheblichem Ausmaß der Fall. Erst im
vergangenen Jahr reformierte die Bundesregierung das
Immissionsschutzgesetz, das Kinderlärm als schädliche
Umwelteinwirkung einstufte. Jetzt soll der Bau von Kindertagesstätten
in Wohngebieten generell erlaubt werden. Diese Reformpolitik zielt in
die richtige Richtung. Es sind angemessene Schritte, um eine
kindentwöhnte Gesellschaft ihrem eigenen Nachwuchs wieder
näherzubringen.
Ruhe ist wichtig, sie darf aber nicht zum Maß aller Dinge werden.
Wer Kinderlärm als Belästigung empfindet, macht es sich zu einfach.
Jeder Mensch war früher laut - wahrscheinlich auch beim Spielen auf
der Straße. Umgekehrt sollten Eltern ihren Nachwuchs Respekt lehren
vor ruhebedürftigen Menschen. Kinderlärm ist eine Frage von Geben und
Nehmen. Wer sich aber generell gegen Kinderbetreuungseinrichtungen in
Wohngebieten wendet, fordert zu viel und gibt zu wenig. Es geht nicht
nur um die Kleinen, sondern auch um deren Eltern, die sich
möglicherweise kurze Wege zur Betreuungseinrichtung wünschen. Wer
keine Rücksicht auf solche Bedürfnisse nimmt, sollte sich nicht
wundern, wenn die eigenen Wünsche ignoriert werden.
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