(ots) - Junge Generation lässt hoffen
Nein, man kann es den Letten nicht verdenken, dass sie sich in
einer Volksbefragung mit großer Mehrheit gegen Russisch als zweite
Amtssprache ausgesprochen haben. Schließlich verbindet das baltische
Volk mit der Sprache des mächtigen Nachbarn auch mehr als 20 Jahre
nach seiner Unabhängigkeit noch traumatische Erlebnisse:
jahrzehntelange Unterdrückung der eigenen Kultur durch das
Sowjet-Regime sowie eine gezielte Ansiedlung von Russen.
Das gesellschaftliche Problem Lettlands ist jedoch mit dem
Referendum keinesfalls gelöst. Im Gegenteil: Ein Drittel der 2,3
Millionen Einwohner ist russischstämmig. 320 000 Menschen von ihnen
besitzen nicht die lettische Staatsbürgerschaft und werden als
sogenannte Nichtbürger nur geduldet. Verständlich, dass sich die
Lettland-Russen als Bürger zweiter Klasse fühlen und die
Volksbefragung als Protest gegen ethnische Diskriminierung verstehen.
Präsident Andris Berzins will nun die Gräben durch respektvollen
Dialog zuschütten. Das dürfte ihm nicht so schnell gelingen. Schon
bei der Regierungsbildung im vergangenen Herbst hat er die stärkste
Partei im Parlament, das prorussische Harmonie-Zentrum, ignoriert.
Die junge Generation gibt hingegen Anlass zur Hoffnung: Viele
russischstämmige Jugendliche sprechen heute fließend Lettisch. Und
zum lettischen "Star für Baku" wurde jüngst Linda Amantova als
Vertreterin der russischen Minderheit gewählt.
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