(ots) - Der griechische Patient
Noch einmal 130 Milliarden Euro Hilfe: Was nach großem Fortschritt
klingt, ist nicht mehr als eine Notoperation, die dem griechischen
Patienten kurzfristig Luft verschafft. Trotzdem kann er noch
ersticken.
So besteht die Gefahr, dass die Not leidende griechische
Wirtschaft stranguliert wird. Denn die Finanzhilfen sind an extrem
strenge Sparmaßnahmen geknüpft: die Ausdünnung des Staatsdienstes,
Entlassungen, Lohn- und Rentenkürzungen. All dies trägt zwar dazu
bei, die zu hohen Staatsausgaben zu senken. Doch zugleich verschärfen
sich die Wachstumsprobleme. Sparen in der Depression, das zeigt die
Geschichte, hat fatale Folgen.
Dies dürfte auch politisch nicht ohne Folgen bleiben. Im April
wird ein neues Parlament gewählt. Und je tiefer die Einschnitte für
Beschäftigte und Rentner sind, desto radikaler wird die Abrechnung
mit den Regierungsparteien ausfallen. Schon jetzt zeichnen sich ein
Desaster für die Sozialisten und herbe Verluste für die Konservativen
ab. Gewinner werden aller Voraussicht nach Parteien am linken Rand
sein, die die Sparpolitik ablehnen. Für die Zusammenarbeit des Landes
mit seinen Partnern und Geldgebern verheißt das nichts Gutes.
Damit die Griechen wieder auf die Beine kommen, ist mithin mehr
nötig als bittere Medizin. Sie werden sehr viel Zeit und wohl noch
mehr Hilfen benötigen, um neue Kraft sammeln zu können. Andernfalls
droht weiter der Kollaps.
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